Orthodoxe Dogmatik

Nachdem ich in den Bukarester theologischen Zeitschriften der Jahre 195б-1977 schon viele Studien über die verschiedenen Themen der Dogmatik veröffentlicht hatte, konnte ich mit Gottes Hilfe nun eine Synthese Orthodoxer Dogmatik erstellen. Es handelt sich hier nicht um einen Wiederabdruck dieser Studien, sondern um ein Ganzes, das neu gedacht wurde, wenn zweifellos hier und dort irgendwie ein Nachklang jener Studien spürbar ist, vor allem wohl in der Art und Weise, wie an die dogmatische Lehre der Kirche herangegangen wird.
In dieser Synthese habe ich mich, wie in jenen Studien, darum bemüht, vor allem die geistliche Bedeutung der dogmatischen Lehren herauszustellen, ihren Wahrheitsgehalt in seinem Bezug zu den tiefen Bedürfnissen der Seele darzulegen, die ihr Heil sucht und die auf ihrem Weg in möglichst positiver Gemeinschaft mit den Nächsten voranschreitet, auf welchem sie zugleich zu einer gewissen Gotteserfahrung kommt; ist doch Gott selber höchste Gemeinschaft und zugleich Kraftquell wahrer Gemeinschaft. Damit ist in diesem Werk die abstrakt-scholastische Methode in der Behandlung der Dogmen als rein theoretischer Lehrsätze, die in keiner Beziehung zum tiefen, geistlichen Leben der Seele stehen, verlassen; eine solche Methode ist heute längst überholt. Wenn eine orthodoxe Dogmatik nichts anderes ist als eine Interpretation der Dogmen — im Sinne des Herausstellens ihres tiefen und unendlich reichen geistlichen Heilsgehaltes, der in ihren knappen Formulierungen lebendig ist — so meine ich, daß eine authentische orthodoxe Dogmatik gerade auch diesen Weg einschlagen muß.
In diesem Bemühen habe ich mich zugleich an die Art gehalten, in der die Heiligen Kirchenväter von einst die Lehre der Kirche verstanden, wobei ich mich aber bei dieser Interpretation der Dogmen zugleich auch von den geistlichen Notwendigkeiten der Seеle leiten ließ, die ihr Heil in dieser unserer Zeit sucht, nachdem die Menschen ja im Laufe der Jahrhunderte, die sie von der Epoche der Kirchenväter trennen, viele neue Erfahrungen gesammelt haben. Es gilt, die kirchliche Lehre im Geiste der Kirchenväter zu verstehen, bzw. sie so zu verstehen, wie wir meinen, daß sie sie heute verstanden hätten. Denn sie hätten von unserer Zeit nicht abgesehen, so wie sie das auch von der ihren nicht getan haben.

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Jahr:
1985