Predigt zum Lobpreis der Gottesgebärerin / Akathistos-Samstag (28.03.2015)
Liebe Brüder und Schwestern,
das Ende der Großen Fastenzeit ist nahe. Es gibt in der Kirche den Brauch, am Ende eines jeden Gebets oder Gottesdienstes den Lobpreis zu Ehren der Gottesmutter anzustimmen – so geschehen beim Orthros des heutigen Tages, an dem wir der Allheiligen Jungfrau Maria für Ihren Beistand während dieses Fastens danken. Es ist der einzige Tag im Kirchenjahr, an dem ein Akathistos vom Typikon vorgeschrieben ist. Alle anderen Akathistoi können zu jeder anderen Zeit oder bei jeder anderen Gelegenheit fakultativ z.B. gemeinsam in der Kirche oder privat zu Hause gesungen oder gelesen werden.
Wer in den Sammelbändern für dieses poetische Genre blättert, wird nicht umhinkönnen festzustellen, dass die übergroße Mehrheit der vorhandenen Akathistos-Hymnen der Theotokos gewidmet ist. So wie die vielen zusätzlichen, üppig geschmückten Ikonen an besonderen Plätzen in unseren Kirchen, vor denen unzählige Kerzen und Lampen brennen, ist das Ausdruck der Liebe des Kirchenvolks zur Mutter unseres Herrn, unter Deren Schutz die Gläubigen seit Jahrhunderten ihre Zuflucht nehmen.
Unsere Gesänge, die Lampen und Kerzen, Blumen und Kränze etc. sollten uns aber auch daran erinnern, dass wir uns fast ausschließlich in der Not an unseren Herrn oder Seine Allreine Mutter wenden. Das höchste Gebot ist doch die Liebe zu Gott. Aber was ist das für eine Liebe, wenn wir nur dann kommen, wenn wir etwas brauchen?! Eine Mutter freut sich doch von ganzem Herzen über den selbstgepflückten Blumenstrauß ihres Kindes zum Geburtstag, weil sie darin einen Ausdruck der Liebe des Kindes sieht. Würde das Kind allerdings bei dieser Gelegenheit die Mutter daran erinnern, dass das Taschengeld schon lange nicht erhöht worden ist oder dass es wieder einmal Zeit wäre Eis essen zu gehen, könnte sich die Herzensrührung der Mutter wohl sehr schnell eintrüben...
Wollen wir also wie (brave) Kinder sein (s. Mt. 18: 3; Mk. 10: 15; Lk. 18: 17). Wollen wir uns angewöhnen, der Gottesmutter öfters mal „nur“ Blumen, Kerzen und aus dem Herzen kommende Lobpreisungen darzubringen, vielleicht auch ohne Worte und (Hinter-)Gedanken.
Amen.