Predigt zum 28. Herrentag nach Pfingsten (Kol. 1:12-19; Lk. 17:12-19) (20.12.2020)

Liebe Brüder und Schwestern, der Herr Jesus Christus heilt auf Seinem Weg nach Jerusalem zehn aussätzige Männer, doch nur einer von ihnen – ein Samariter – kommt zurück und entbietet Ihm seinen Dank. Für mich ist das pervers, aber nichts im Vergleich zu heute. Die Begebenheit, die sich vor den Toren eines Dorfes im Grenzgebiet von Samarien und Galiläa (s. Lk. 17:11) ereignet hat, ist beispielhaft für das Verhältnis der Menschen zu Gott. Wir Menschen wollen ständig etwas bekommen, wollen aber nichts geben. Und wenn wir das Erflehte bekommen, nehmen wir es als etwas Selbstverständliches an und vergessen dabei, Gott unsere Dankbarkeit zu erweisen. Es ist eine rein schmarotzerische Haltung, die der Apostel Paulus aber ad absurdum führt: „Wer kärglich sät, wird auch kärglich ernten; wer reichlich sät, wird reichlich ernten“ (2 Kor. 9:6). Wie oft kommt es vor, dass Menschen jahrelang nicht in der Kirche erscheinen, aber dann, wenn ihnen die irdischen Sorgen über den Kopf wachsen, plötzlich zum Priester kommen und um göttlichen Beistand bitten?.. Sie glauben, dass sie dadurch schon einen Akt des „Bekennertums“ vollbringen, und zwar nachdem alle Ärzte, Anwälte, Wahrsagerinnen, Wunderheiler und übrigen Heilsbringer versagt haben. Analysieren wir doch anhand einiger Beispiele der Heiligen Schrift, was es mit all diesen irdischen Nöten auf sich hat. Letzte Woche befassten wir uns mit der Heilung einer Frau, die einen gekrümmten Rücken hatte. Hier ist explizit davon die Rede, dass die arme Frau vom Satan gefesselt gehalten wurde (s. Lk. 13:16). Wie schön ist es zu lesen, dass sie nach ihrer Heilung Gott pries (s. 13:13)! Dabei ist völlig nebensächlich, ob diese Frau vorher eine große Sünderin gewesen ist oder nicht – Gott hatte es zugelassen. Jetzt ist sie aber von ihrem Leiden erlöst und bezeugt Gott ihre Dankbarkeit. Wir halten aber fest: körperliche Gebrechen können auf dämonische Auswirkungen zurückzuführen sein (von psychischen Krankheiten ganz zu schweigen). Wie kann es aber sein, dass sich getaufte Christen, wenn ihnen entsprechendes Leid widerfährt, nicht an Gott, sondern an die Vertreter*/-innen der schwarzen Zunft wenden?! So ein „Glaube“ ist schlimmer als der Unglaube! Ein selbsternannter Atheist negiert die Existenz Gottes, für ihn ist Jesus von Nazareth nur ein kläglich gescheiterter Weltverbesserer. Warum sich solch ein rationaler Zeitgenosse trotzdem manchmal von Yoga oder Woodoo in den Bann ziehen lässt, muss er mit seinem „aufgeklärten“ Gewissen ausmachen. Wenn sich aber Leute mit einem Kreuzchen um den Hals und mit einer Ikone im Schlafzimmer freiwillig der Gewalt der unreinen Geister ausliefern, begehen sie nichts anderes als eine Lästerung gegen den Heiligen Geist (s. Mt. 12:31-32)! „Es wäre besser für sie, den Weg der Gerechtigkeit gar nicht erkannt zu haben, als ihn erkannt zu haben und sich danach wieder von dem heiligen Gebot abzuwenden, das ihnen überliefert worden ist“ (2 Petr. 2:21). Und noch eines: Mir ist völlig unerklärlich, dass in beinahe jeder zweiten Wohnung, die ich segnen soll, „niedliche“ kleine Buddha-Statuen oder irgendwelche Schrumpfkopf-ähnlichen Gebilde aus Haiti, Bali oder aus dem afrikanischen Dschungel das Wohnzimmer „zieren“. Tut mir leid, ICH KANN DAS NICHT NACHVOLLZIEHEN!!! „Beugt euch nicht mit Ungläubigen unter das gleiche Joch! Was haben denn Gerechtigkeit und Gesetzwidrigkeit miteinander zu tun? Was haben Licht und Finsternis gemeinsam? Was für ein Einklang herrscht zwischen Christus und Beliar? Was hat ein Gläubiger mit einem Ungläubigen gemeinsam? Wie verträgt sich der Tempel Gottes mit Götzenbildern?“ (2 Kor. 6:14-16). Und dann wundern wir uns, dass uns ständig neue Nöte ereilen?!.. - Wie wollen wir denn vor unseren Schöpfer treten?!.. In der Tat wird kein Priester einen notleidenden Menschen abweisen. Aber es geht hier nicht bloß um reine Herzensgüte. Erinnern wir uns doch an die Worte des Herrn aus der heutigen Lesung, die Er an die zehn Aussätzigen richte, nachdem sie Ihn um Erbarmen angefleht hatten: „Geht, zeigt euch den Priestern!“ (Lk. 17:14). Wozu? - Der Herr hätte die Zehn doch auch an Ort und Stelle heilen können. Er schickt sie aber stattdessen zu den Priestern, weil es das Gesetz so vorschrieb (s. Lev. 14:1-32). Diese Männer sollten sich der gesetzlichen rituellen Reinigung unterziehen, Gott Opfer für ihre Heilung darbringen – dann konnten sie die Priester „vor dem Herrn entsühnen“ (Lev. 14:31). Noch Fragen? - Ist noch jemand unter Ihnen, der nicht versteht, dass Gott zuerst unsere Selbstreinigung im Tränenbad der Buße erwartet?! – Danach kann, wenn Gott es gibt, auch der Todgeweihte noch hundert Jahre alt werden. Aber solche Gedanken gelten in der liberalen Gesellschaft schon als widersinnig, unmenschlich und sogar unchristlich! - „Der liebe Gott verzeiht doch alles!“ (s. Ps. 9:25,34; vgl. dazu Offb. 22:11-15). Sagen Sie das mal den Eltern eines missbrauchten und getöteten Kindes oder den Angehörigen der Opfer Hitlers, Stalins oder Maos! Ob sie so einen Gott „cool“ finden werden?!.. - Der Gott der Liebe und der Gerechtigkeit will unsere Umkehr – damit beginnt (s. Mt. 3:2;4:17; Mk. 1:4;15; Lk. 3:3; Apg. 2:38) und endet die Verkündigung vom Himmelreich (s. Mk. 16:16; Lk. 24:47). Christus Gott tut alles, damit wir endlich zur Besinnung kommen. Aber es wird zunehmend schwieriger, überhaupt nach dem Willen Gottes zu leben. Haben sie gemerkt?: - Eine nicht Kopftuch tragende Frau gilt inzwischen als asozial, wenn sie mehr als drei Kinder hat; die Geschwister werden deshalb in der Schule doof angeschaut etc. Wenn sich die Mutter allerdings nach der Geburt des dritten oder vierten Kindes von der Familie abwendet und zu einer anderen Frau zieht, ist das wiederum normal... Und wie „normal“ wollen wir sein?!.. Amen.
Jahr:
2020
Orignalsprache:
Deutsch