Orthodoxer Katechismus III: Die Sakramente

1. Die Sakramente

In allen wichtigen Angelegenheiten seines Lebens pflegt der orthodoxe Christ um die Gnade, also die Kraft und Hilfe des Heiligen Geistes zu bitten, damit sie ihm helfe, dass er erleuchtet und sein Vorhaben gesegnet und geheiligt werde. Die Handlungen, durch die die Kirche uns diese Gnade vermittelt, nennt man Sakramente. Durch die Sakramente erfüllt der Heilige Geist unser Herz mit Liebe, Kraft und Glauben und vermittelt uns den Segen, den wir für jede besondere Angelegenheit brauchen.

Frage: Wer hat die Sakramente eingesetzt?

Antwort: Die Sakramente sind durch unseren Herrn Jesus Christus eingesetzt worden, entweder durch einen direkten Befehl oder durch Anweisungen an seine Apostel.

Frage: Was braucht man, um die Sakramente gültig zu spenden?

Antwort: Um die Sakramente gültig zu spenden, müssen die Bischöfe und die Priester die vorgeschriebenen Worte sprechen und die vorgeschriebenen Handlungen vollziehen. Auch müssen die vorgeschriebenen Dinge, wie z. B. Wasser, Wein, Brot, Ö1 usw. vorhanden sein.

Frage: Wer ist berechtigt, die Sakramente zu spenden?

Antwort: Nur die Bischöfe und die Priester. Die Taufe aber kann im Notfall auch von einem Laien gespendet werden, vorausgesetzt, dass dieser Laie ein getaufter Christ ist.

Frage: Was vermitteln die Sakramente?

Antwort: Die Sakramente vermitteln die Gnade des Heiligen Geistes.

Frage: Aus wieviel Teilen besteht jedes Sakrament?

Antwort: Jedes Sakrament besteht aus zwei Teilen, einem sichtbaren und einem unsichtbaren.

Frage: Worin besteht der sichtbare Teil?

Antwort: Der sichtbare Teil des Sakramentes besteht in der Handlung selbst, wobei vom Spender, gegebenenfalls auch vom Empfänger, bestimmte Worte gesprochen und mit bestimmten Dingen bestimmte Handlungen vollzogen werden,

Frage: Worin besteht der unsichtbare Teil?

Antwort: Der unsichtbare Teil besteht im Wirksamwerden des Heiligen Geistes, Er heiligt und erneuert den Gläubigen.

Frage: Vermitteln die Sakramente die Gnade des Heiligen Geistes von selbst» also ohne Zutun?

Antwort: Damit die Sakramente die betreffende Gnade des Heiligen Geistes vermitteln, sind folgende Voraussetzungen erforderlich:

a) Die Sakramente müssen vorschriftsmäßig gespendet werden;

b) sie müssen von einem dazu berechtigten Bischof oder Priester gespendet werden, außer im Notfall bei der Taufe;

c) der Empfangende muss mit Glaube, Liebe und Ehrfurcht das Sakrament in Anspruch nehmen.

d) Der Gläubige muss sich zum Empfange des Sakramentes entsprechend vorbereitet haben.

Eine Ausnahme von den Voraussetzungen (c) und (d) wird bei der Taufe der Kleinkinder gemacht; für sie übernimmt der Pate oder die Patin die Verantwortung vor Gott.

Frage: Was geschieht, wenn das Sakrament unwürdig empfangen wird, also ohne Glauben, ohne Gebet, einfach "weil es so Sitte ist"?

Antwort: Ein so empfangenes Sakrament bringt weder Gnade noch Segen Seine Folgen sind die einer schweren Sünde.

Frage: Woher wissen wir das?

Antwort: Darüber hat der Apostel Paulus in einem Brief an die Gemeinde von Korinth geschrieben, in der viele respektlos die Sakramente empfingen: "Welcher nun unwürdig von diesem Brot isst, oder von dem Kelch des Herren trinkt, der ist schuldig an dem Leib und Blut des Herrn ..., denn welcher so isst und trinkt, dass er nicht unterscheidet den Leib des Herrn, der isst und trinkt sich selbst zum Gericht. Darum sind auch viele Schwache und Kranke unter euch und ein gut Teil sind entschlafen." (1. Kor 11, 27, 29 u. 30)

Frage: Wieviel Sakramente gibt es?

Antwort : Es gibt sieben Sakramente. Diese sind: Die Taufe; Die Firmung oder Myronsalbung; Die Buße oder Beichte; Die Eucharistie oder die Kommunion oder das Heilige Abendmahl; Die Trauung; Die Krankenölung; Die Priesterweihe.

Frage: Soll der Christ alle sieben Sakramente in Anspruch nehmen?

Antwort: Für einen erwachsenen Christen sind die ersten vier unbedingt erforderlich, die letzten drei nicht. Kinder brauchen nur die Taufe und die Firmung, später, bis zum Alter von sieben Jahren, noch die Heilige Eucharistie ohne Beichte.

2. Die Taufe

Frage: Was wissen wir von der Taufe?

Antwort: In der Taufe wird der Mensch durch dreimaliges Untertauchen im Wasser unter Anrufung des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes geistlichwiedergeboren. Er wird zum geistlichen Leben fähig gemacht und an Christus in seiner Kirche angegliedert.

Frage: Wann wurde das Sakrament der Taufe eingesetzt?

Antwort: Als Christus, der Herr, sich taufen ließ und seinen Jüngern befahl, diejenigen, die an ihn glauben werden, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes zu taufen. Das steht im Evangelium, bei Matthäus 28, 19-20: "Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe", und bei Markus, Kap. 16, Vers 16, steht es: "Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden, wer aber nicht glaubet, der wird verdammt werden."

Frage: Kann ein Mensch gerettet werden und nach dem Tode zu Gott kommen, ohne getauft worden zu sein?

Antwort: Nein. Auch das hat Christus ausdrücklich gesagt. Er sprach: "Es sei denn, dass jemand aus Wasser und Geist geboren werde, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen". (Joh.3, 5)

Frage: Was sind die Folgen der Taufe?

Antwort: Durch die Taufe wird der Mensch von der Erbsünde und, falls es sich um einen Erwachsenen handelt, auch von den Persönlichen Sünden gereinigt. Durch die Taufe wird der Mensch zum Christen. Er gehört dann sichtbar der Kirche und unsichtbar dem mystischen Leib Christi an. In der ersten Zeit nach der Gründung der Kirche wurden nur die Erwachsenen getauft, und zwar am Pfingsttag. Sie sollten vorher Religionsunterricht erhalten haben. Im 3. Jahrhundert bestimmte die Kirche, dass auch Kinder und Säuglinge getauft werden sollen, damit sie nicht des Heils verlustig gehen, falls ihnen etwas zustoßen sollte.

Frage: Wie wird die Taufe vollzogen?

Antwort: Während der Taufe taucht der Priester den Täufling dreimal in das Taufwasser und spricht dabei die Worte: "Getauft wird der Diener (die Dienerin) Gottes (Name) im Namen des Vaters - amen - und des Sohnes - amen - und des Heiligen Geistes - amen."

Vor und nach der Taufe werden bestimmte Gebete gesprochen und Riten vollzogen, wie z.B. eine Salbung mit geweihtem Öl (das ist nicht zu verwechseln mit der Myronsalbung). Vor der Taufe soll der Pate oder die Patin das Glaubensbekenntnis sprechen, dem Teufel entsagen und Christus die Treue geloben. Dies tun der Pate oder die Patin stellvertretend für den Täufling. Die Paten nehmen damit die Verantwortung auf sich, dass der Täufling über die Wahrheit des Glaubens unterrichtet und christlich erzogen wird.

Frage: Wie wird eine Nottaufe vollzogen, wenn ein Säugling krank und kein Priester zur Stelle ist?

Antwort: Im Notfall genügt das Begießen des Kopfes mit dem Taufwasser, wenn die Tauformel richtig gesprochen wird und die ehrliche Absicht zu taufen vorhanden ist.

Frage: Was wird dem Täufling bei der Taufe angelegt?

Antwort: Bei der Taufe wird dem Täufling ein kleines Kreuz an einer Kette oder Kordel um den Hals gehängt. Das Kreuz ist das Wahrzeichen des orthodoxen Christen. Es bezeugt, dass der Getaufte nunmehr dem Herrn Jesus Christus angehört.

Frage: Wie bezeugt der Erwachsene, dass er Christi Kirche angehört?

Antwort: Indem er ein Leibkreuz trägt, wodurch er sich offen zu Christus bekennt.

Frage: Wie soll das Leibkreuz getragen werden?

Antwort: Unter der Wäsche, direkt am Körper.

Frage: Was soll nach einer Nottaufe getan werden, sobald sich die Möglichkeit dazu bietet?

Antwort: Ein Priester soll die Taufgebete sprechen und die Myronsalbung vollziehen.

3. Die Myronsalbung oder Firmung

Frage: Was wissen wir von der Myronsalbung?

Antwort: Die Myronsalbung ist das Sakrament, durch welches dem Getauften unter Salbungen mit Myron die Gaben des Heiligen Geistes vermittelt werden.

Frage: Woher wissen wir, dass Christus, der Herr, die Firmung oder Myronsalbung angeordnet hat?

Antwort: Wir wissen es aus der Apostelgeschichte. Allerdings wurde die Firmung zunächst durch Handauflegung der Apostel vorgenommen, wie in der Apostelgeschichte zu lesen ist: "Als die Apostel hörten zu Jerusalem, dass Samarien das Wort Gottes angenommen habe, sandten sie zu ihnen Petrus und Johannes. Die kamen hinab und beteten für sie, dass sie den Heiligen Geist empfingen. Denn Er war auf keinen von Ihnen herabgekommen, sondern sie waren nur getauft auf den Namen des Herrn Jesus. Da legten die Apostel die Hände auf sie, und sie empfingen den Heiligen Geist" (Apg. 8, 14-17).

Später waren es die Nachfolger der Apostel, also die Bischöfe, welche die Handauflegung vollzogen. Als aber die Getauften so zahlreich wurden, dass man sie nicht alle durch Handauflegung firmen konnte, wurde diese Handlung durch Salbung mit Myron ersetzt. Dafür gaben die Bischöfe auch anderen Priestern die Vollmacht, die Firmung zu vollziehen.

Frage: Was ist Myron eigentlich?

Antwort: Myron ist ein wohlriechendes Öl. Es darf nur von einem Bischof, als einem Nachfolger der Apostel, hergestellt werden. Es wird in allen Orthodoxen Ländern am Gründonnerstag von dem kirchlichen Oberhaupt der betreffenden Landes- oder Nationalkirche, assistiert von mehreren Bischöfen, im Laufe einer feierlichen Handlung zubereitet und unter Anrufung des Heiligen Geistes geweiht. Das heilige Myron wird dann den verschiedenen Pfarreien zugeteilt. In Griechenland wird das heilige Myron aus dem Ökumenischen Patriarchat in Konstantinopel bezogen, um die Einigkeit mit diesem diese Vollmacht an sei altehrwürdigen Patriarchat zu bezeugen.

Frage: Wer ist der Spender der Firmung?

Antwort: Die Firmung darf von jedem Pfarrer innerhalb seiner Pfarrei vollzogen werden.

Frage: Wie wirkt die Firmung oder Myronsalbung?

Antwort: Durch die Firmung werden die Gaben des Heiligen Geistes in die Seele des Getauften als geistige Keime oder Samen hineingesenkt. Sie sollen dann, mit Hilfe der Eltern und Paten, in der jungen Seele wachsen und gedeihen. Freilich können sie später durch Sünden gleichsam erstickt werden, wenn sich der Gesalbte bösen Einflüssen hingibt. Es werden sich aber immer neue Sprösslinge bilden, die helfen, die Sünde zu überwinden.

Frage: Was verleiht uns der Heilige Geist?

Antwort: Er verleiht uns die Fähigkeiten zu den folgenden Tugenden: Glaube, Freude, Frieden, Hoffnung, Liebe, Geduld, Sanftmut und Enthaltsamkeit.

4. Das Sakrament der Busse

Frage: Was wissen wir über das Sakrament der Buße?

Antwort: Die Buße ist das Sakrament, durch das die Sünden des Beichtenden von Jesus Christus durch die Vermittlung des Priesters vergeben werden.

Frage: Wann ist das Sakrament der Buße eingesetzt worden?

Antwort: Dieses Sakrament wurde von Jesus Christus eingesetzt, als er dem Apostel Petrus bei Casarea Philippi und später auch den anderen Aposteln sagte: "Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden, und was ihr auf Erden lösen werdet, wird auch im Himmel los sein" (Matth. 16, 19 und 18, 18). Nach seiner Auferstehung wiederholte der Herr diese Vollmacht an seine Apostel, als er ihnen zum ersten Male erschien: "Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten (Joh. 20, 23).

Frage: Wozu wurden diese Sakramente eingesetzt?

Antwort: Auch nach der Taufe begeht der Christ Sünden, die ihn manchmal von der Gemeinsamkeit mit Gott trennen. In dem Moment aber, wo wir uns über unsere Sünden ärgern, wenn es uns leid tut, sie begangen zu haben und wir Gott deshalb aufrichtig um Verzeihung bitten, dann ist Er auch bereit, uns zu verzeihen. Aber dazu müssen auch wir etwas tun, um unsere Reue und den Willen, diese Sünden nicht mehr begehen zu wollen, zu beweisen. Dafür hat der Herr das Heilige Sakrament der Buße eingesetzt.

Frage: Wieso kann ein Priester Sünden vergeben?

Antwort: Er kann es, weil die Apostel ihre ihnen von Christus gegebene Vollmacht ihren Nachfolgern - den Bischöfen - weitergegeben haben. Und die Bischöfe haben ihre Vollmacht wieder an die Priester weitergeleitet. Aus diesem Anlass nennt man die Priester auch geistliche Väter.

Frage: Wie soll sich der Beichtende vorbereiten?

Antwort: Bevor der Christ zur Beichte geht, soll er: a) Sorgfältig nachdenken was für Sünden er getan hat. Das nennt man Gewissensforschung. Dafür nimmt er sich am besten sein Gebetbuch vor, in dem sich ein Beichtspiegel befindet. Ein Schüler sieht in sein Religionsbuch auf die Seiten, die von den zehn Geboten handeln. (S. 74-84); b) Der Beichtende soll sich vorher mit allen Menschen versöhnen, denen er etwas zuleide getan hat, und allen Menschen vergeben, die ihm Unrecht getan haben. Er soll also keinen Hass und keine Rachsucht fühlen; c) Er soll - nicht nur in Worten, sondern und vor allem, im Herzen - seine Sünden nicht nur bereuen, sondern die feste Absicht haben» sie auch nicht zu wiederholen. Wer aber mit dem stillschweigenden Gedanken zur Beichte geht, dass er sich nicht ändern werde, dann wirkt die Beichte so, als ob er Gott betrügen wolle oder das Sakrament nicht ernst nähme. Und das ist eine schwere Sünde.

Frage: Wie geht die Beichte vor sich?

Antwort: Der Beichtende tritt vor den Priester und bekennt ihm alle Sünden, deren er sich seit der letzten Beichte erinnert. Er soll sich dabei dessen bewusst sein, dass er nicht dem Priester, sondern Jesus Christus beichtet, der Priester also nur ein Zeuge ist.

Frage: Was tut jemand, der vor dem Priester bewusst eine Sünde verheimlicht?

Antwort: Er handelt so, als ob er Christus belügen wollte. Ein solches Verhalten macht die Beichte wertlos. Außerdem lädt sich der Beichtende damit eine schwere Sünde auf.

Frage: Kann man die schwerste Sünde beichten, ohne davor Angst zu haben?

Antwort: Ja. Gott verzeiht auch die allerschwersten Sünden, wenn der Mensch ehrlich bereut und die feste Absicht hat, so etwas nicht wieder zu tun.

Frage: Was geschieht aber, wenn der Priester die Sünde, die ihm gebeichtet wurde, anderen Menschen mitteilt, etwa den Eltern, dem Lehrer oder gar der Polizei?

Antwort: Das darf der Priester unter keinen Umständen tun. Wenn er es täte, wurde er eine schwere Sünde begehen. W er das Beichtgeheimnis bricht» wird vom Priesteramt abgesetzt.

Frage: Was verstehen wir unter "Epitimie"?

Antwort: Wir verstehen darunter die sog. "Buße". Manchmal muss der Beichtvater dem Beichtenden eine Buße auferlegen, bevor er ihn zur Heiligen Kommunion zulässt, z. B. um ein Unrecht wieder gut zu machen. Durch diese Buße soll der Beichtende beweisen, dass er seine Sünde ehrlich bereut.

Frage: Was ist dabei zu beachten?

Antwort: Die Buße hat mit der Vergebung der Sünden direkt nichts zu tun. Sie wird angewandt wie eine Arznei, damit der Sündige innerlich geheilt wird. Er soll nicht wieder in Versuchung kommen.

Frage: Was tut er, wenn er die auferlegte Buße nicht erfüllt?

Antwort: Er zeigt damit, dass er keine ernste Absicht hat, sich zu bessern und dass er seine Fehler nicht bereut. Auch in diesem Fall ist die Beichte vergebens gewesen.

Frage: Was spricht der Priester nach der Beichte?

Antwort: Die Lossprechung. Danach sind die Sünden des Beichtenden vergeben. Es bleibt nichts zurück.

Frage: Folgt jeder Beichte die Lossprechung?

Antwort: Nein. Der Priester kann, wenn er es für nötig hält, die Lossprechung aussetzen, wenn er beispielsweise davon überzeugt werden möchte, dass der Beichtende sich wirklich bemüht, sich zu bessern.

Frage: Wie Oft soll man beichten?

Antwort: Man soll so oft wie möglich beichten. Die Beichte ist für die Seele das Gleiche, wie ein Bad für den Körper. Je öfter man sich badet, desto sauberer bleibt der Körper. Wer sich selten wäscht, bleibt schmutzig und riecht übel. Auch die Seele, die nicht oft von ihren Sünden befreit wird, wird unrein, so dass sich der Mensch schließlich selbst vor der eigenen Seele ekelt. 

5. Die Heilige Eucharistie

"Eucharistie" bedeutet: "Dankopfer". Im Sakrament der heiligen Eucharistie genießt der Gläubige unter der Gestalt von Brot und Wein den wahren Leib und das wahre Blut Jesu Christi und vereinigt sich dadurch mit ihm.

Frage: Wer hat die Eucharistie, also das hl. Abendmahl, eingesetzt?

Antwort: Der Herr Jesus Christus beim letzten Abendmahl mit seinen Jüngern. Er nahm zuerst das Brot und sprach: "Nehmet, esset, das ist mein Leib, der für euch gegeben wird zur Vergebung der Sünden", dann nahm Er den Kelch und sprach: "Trinket alle daraus, das ist mein Blut, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden". Er sagte ebenfalls: "Tut dies zu meinem Gedächtnis".

Frage: Wer vollzieht das Sakrament der Eucharistie?

Antwort: Die Eucharistie kann nur entweder von einem Bischof oder von einem richtig geweihten und von seinem Bischof beauftragten Priester vollzogen werden.

Frage: Was benötigt man zur Feier der Eucharistie?

Antwort: Brot, Wein (und Wasser). Das Brot soll aus reinem Weizen und ohne Salz gebacken werden, der Wein soll Rotwein aus reinen Trauben, also kein Obstwein, sein. In den Wein gießt der amtierende Priester auch ein wenig Wasser, um an das Wasser zu erinnern, das aus der Seite Christi floss, als ein römischer Soldat ihm eine Lanze ins Herz stieß.

Frage: Was geschieht während der Feier der Eucharistie, die man auch "Göttliche Liturgie" nennt?

Antwort: Brot und Wein werden zum Leib und zum Blut Christi verwandelt. Wir nennen das Brot, das Leib Christi geworden ist, und den Wein, der Blut Christi geworden ist, die Heiligen Gaben, weil sie die heiligste Gabe Gottes sind, Christus selbst,

Frage: Wie soll sich der Christ zum Empfang der hl. Eucharistie (also zur Kommunion oder zum hl. Abendmahl) vorbereiten?

Antwort: Man bereitet sich zum Empfang der hl. Eucharistie vor:

1. Durch Beten - im Gebetbuch stehen eigens dafür bestimmte Gebete; 2. Durch Fasten - man darf von Mitternacht an nichts zu sich nehmen; 3. Durch Aussöhnung mit allen, denen man Unrecht getan hat. Man darf auch keinen Hass und keine Rachegefühle gegen jene haben, durch die man Unrecht erlitten hat; 4. Außerdem muss man aufrichtig gebeichtet und die Lossprechung des Priesters empfangen haben.

Durch dies alles ist der Mensch geläutert und kann ruhig zum Tisch des Herrn gehen.

Frage: Was tut ein Mensch, der unwürdig die Eucharistie empfangen hat?

Antwort: Wer nicht von seinen Sünden gereinigt und ohne hinreichende Vorbereitung die Eucharistie empfängt, versündigt sich gegen den Leib und das Blut Christi. Darüber hat der Apostel Paulus geschrieben: "Der Mensch prüfe aber sich selbst und so esse er von diesem Brot und trinke von diesem Kelch. Denn welcher also isst und trinkt, dass er nicht unterscheidet den Leib des Herrn (von gewöhnlichen Speisen und Getränken), der isst und trinkt sich selbst zum Gericht. Darum sind auch viele Schwache und Kranke unter euch und ein gut Teil sind entschlafen." (1. Kor. 11, 27-30).

Frage: Wie Oft soll der orthodoxe Christ die Heilige Eucharistie empfangen?

Antwort: Mindestens viermal im Jahr, zu jeder Fastenzeit. Wer es aus triftigen Gründen nicht kann, zumindest einmal im Jahr während der Großen Fastenzeit. Aber, je öfter man kommuniziert, desto besser.

Frage: Warum ist es ratsam, so oft wie möglich die Heilige Eucharistie zu empfangen?

Antwort: Weil die Eucharistie für die Seele das ist, was Speise und Trank für den Körper sind. Sie stärkt die Seele, kräftigt sie, hält sie gesund oder heilt sie, wenn sie schwach oder krank ist. Die ersten Christen empfingen die Eucharistie bei jeder Feier der Göttlichen Liturgie. Leider ist dieser Brauch verloren gegangen, weil sich die meisten Menschen nicht jede Woche würdig zum Empfang der Heiligen Eucharistie vorbereiten können.

Die Kommunion ist nicht eine Belohnung der Tugend, sondern eine Hilfe, um besser der Sünde widerstehen und die Aufgaben des Lebens besser bewältigen zu können. Das häufige Kommunizieren erleuchtet auch den Verstand. Auch dem Körper verschafft sie eine bessere Widerstandskraft gegen Nervosität und Krankheiten.

Frage: Nenne die vier Fastenzeiten.

Antwort: Es sind: 1. Die sieben Wochen vor Ostern (die große Fastenzeit und die Leidenswoche); 2. Das Apostelfasten vom Montag nach der Pfingstwoche bis zum 29. Juni; 3. Das Gottesmutterfasten vom 1. bis 15. August; 4. Das Adventsfasten 40 Tage vor Weihnachten.

Frage: Wann ist es außer diesen Zeiten besonders ratsam, die Eucharistie zu empfangen?

Antwort: Wir sollten jedes Mal die Eucharistie empfangen, wenn wir fühlen, dass wir aus eigenen Kräften mit einer Lebenslage nicht fertig werden und ganz besonders, wenn wir Kraft für den Kampf gegen eine Sünde brauchen.

6. Das Heilige Sakrament der Ehe

Frage: Was wissen wir von dem Sakrament der Ehe?

Antwort: Die Ehe ist das Sakrament durch das Gott selbst das Brautpaar traut, den Ehebund segnet und dem Ehepaar die Gnade wahrer Herzenseinigkeit und wahrer Liebe verleiht sowie die Gnade zur gesegneten Zeugung und christlicher Erziehung ihrer Kinder.

Frage: Wann wurde das Sakrament der Ehe eingesetzt?

Antwort: Die Ehe wurde im Paradies eingesetzt, als Gott das erste Ehepaar segnete und sprach: "Seid fruchtbar und mehret Euch und füllet die Erde und macht sie Euch untertan". Auch war Christus bei der Hochzeit zu Kana zugegen und wirkte dort sein erstes Wunder. Die Heilige Schrift betrachtet die Ehe als ein heiliges Band und deshalb soll sie dementsprechend geschlossen und geführt werden.

Frage: Wie geht die Eheschließung vor sich?

Antwort: Die Eheschließung zerfällt in zwei Teile - die Verlobung, wenn das Brautpaar die Ringe austauscht und die Krönung.

Frage: Bei welchem Teil wird das Heilige Sakrament der Ehe vollzogen?

Antwort: Bei der Krönung.

Frage: Wie wird das Sakrament gespendet?

Antwort: Zuerst fragt der Priester den Bräutigam: " Hast du, (Name) den guten und ungezwungenen Willen und die feste Absicht, diese (Name), die hier bei dir steht, zur Frau zu nehmen?" Der Bräutigam antwortet mit: "Ja". Dann fragt der Priester: "Hast Du nicht einem anderen Mädchen die Ehe versprochen?" Der Bräutigam antwortet: "Nein." Dann befragt der Priester in ähnlicher Weise die Braut.

Frage: Was geschieht, wenn die Fragen des Priesters nicht wie oben bezeichnet beantwortet werden?

Antwort: Dann darf der Priester das Paar nicht trauen, bevor die Angelegenheit restlos geklärt und in Ordnung gebracht wird.

Frage: Was liegt vor, wenn in einem Fall gelogen wird?

Antwort: Der Schuldige begeht gleichzeitig einen Meineid und eine schwere Gotteslästerung, weil er, wie bei der unaufrichtigen Beichte, Gott zu betrügen versucht. Eine solche Lüge trennt den Täter vollständig von der Gottesgemeinschaft. Das hat schwere Folgen für seine Ehe und seine Nachkommenschaft.

Frage: Ist durch das Beantworten der Fragen das Sakrament vollzogen?

Antwort: Nein. Das ist nur die Einleitung der Trauung.

Frage: Welche sind die Worte, die eine Ehe gültig machen?

Antwort: Es sind die Worte: "Getraut wird der Diener Gottes (Name) mit der Magd Gottes (Name). Getraut wird die Magd Gottes (Name) mit dem Diener Gottes (Name) im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes."

Nachdem mit diesen Worten dem Bräutigam und der Braut die Kronen aufgesetzt werden, segnet der Priester die Neuvermählten mit den dreimal wiederholten Worten: "Herr, unser Gott, kröne sie mit Herrlichkeit und Ehre."

Frage: Was gehört außerdem zur Eheschließung?

Antwort: Verschiedene Gebete, die der Priester spricht, um die Gnade und den Segen des Herrn auf die Neuvermählten und ihre Nachkommenschaft herabzurufen. Es werden auch bestimmte Bibellesungen vollzogen.

Frage: Was gehört außerdem zur Eheschließung?

Antwort: Verschiedene Riten, wie z.B. das Schreiten des Paares um das Analogion herum, wobei der Priester mit dem Kreuz vorangeht, das Zusammenbinden der Hände der Brautleute und anderes mehr. Das alles soll bildlich die Würde der Ehe und die Zusammengehörigkeit der neu gegründeten Ehe darstellen, die nun unter Gottes Segen von der Kirche betreut und geleitet wird.

Frage: Was für eine Bedeutung hat das Bewerfen der Eheleute mit Weizenkörnern und ähnliche Bräuche?

Antwort: Alles, was nach vollzogenem Sakrament der Trauung geschieht, sind Volksbräuche, die je nach Land und Gegend verschieden sind. Sie haben keine religiöse Bedeutung und haben mit dem Vollzug des Sakraments nichts zu tun.

7. Die Krankenölung

Frage: Was wissen wir vom Sakrament der Heiligen Krankenölung?

Antwort: Die heilige Krankenölung ist das Sakrament, durch welches unter Salbung mit geweihtem Öl über einen Kranken die göttliche Gnade herabgerufen wird, die die Krankheit der Seele wie des Körpers heilt

Frage: Wann und durch wen ist dieses Sakrament eingesetzt worden?

Antwort: Wir wissen nicht, mit welchen Worten und zu welcher Zeit Christus dieses Sakrament eingesetzt hat, aber dass Er es eingesetzt hat, wissen wir aus dem Evangelium nach Markus und aus dem Jakobusbrief.

Frage: Was steht darüber geschrieben?

Antwort: Im 6. Kapitel des Markus-Evangeliums wird berichtet, wie die Apostel auf Christi Geheiß zu Predigten hinauszogen. Sie "trieben böse Geister aus und salbten viele Kranke mit Ö1 und machten sie gesund" (Vers 13). Im Jakobusbrief steht: "Ist jemand unter euch krank, der rufe zu sich die Ältesten (Priester) der Kirche, damit sie über ihn beten und ihn salben mit Öl im Namen des Herrn. Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden," (Jak.5, 14-15).

Frage: Was ist bei diesen Bibelstellen besonders zu beachten?

Antwort: Dass da nirgends vom Sterben, sondern nur vom Gesundwerden die Rede ist. Deshalb erachtet die Orthodoxe Kirche dieses Sakrament nicht als Sterbesakrament

Frage: Was müssen wir vermuten, wenn der Kranke trotz der erhaltenen Ölung nicht gesund wird?

Antwort: Wir müssen den ausdrücklichen Willen Gottes erkennen, dass dieser Kranke aus dem Leben scheidet; doch dürfen wir das nicht als Strafe für seine Sünden ansehen, denn diese sind ja durch das Sakrament vergeben, sondern weil Gott einen Grund hat, diesen Menschen zu sich zu rufen. Es sind aber viele Fälle bekannt, in denen angeblich unheilbar Kranke durch die Heilige Ölung geheilt wurden.

Frage: Soll ein Christ, wenn er krank wird, sich ölen lassen, statt zum Arzt zu gehen?

Antwort : Keineswegs. Die Ölung heilt den Körper durch die Heilung der Seele, denn es gibt viele Krankheiten, die durch die Verunreinigung der Seele durch Sünden verursacht sind. Aber es gibt auch Krankheiten, die nichts mit eigenen Sünden zu tun haben, und diese sollte man vom Körper her heilen. Das ist die natürliche Ordnung. Die Natur ist doch auch Gottes Werk. Man soll also erst den natürlichen Weg gehen, nachdem man zu Gott um Erleuchtung des Arztes und um Erfolg der Behandlung gebetet hat. Erst wenn der Erfolg ausbleibt, soll man durch das Sakrament der Heiligen Krankenölung Gottes Eingreifen direkt erbitten.

Frage: Darf das Sakrament der Krankenölung auch Gesunden gespendet werden?

Antwort: Im üblichen Sinn nicht. Vor einer Operation jedoch darf der Mensch die Krankenölung verlangen.

Frage: Wer spendet das Sakrament der Krankenölung?

Antwort: In der Regel sollen es sieben Priester sein; im Notfall genügt ein einziger.

8. Die Priesterweihe

Frage: Was wissen wir vom Heiligen Sakrament der Priesterweihe?

Antwort: Die Priesterweihe ist das Sakrament, in welchem der Hl. Geist durch die Handauflegung des Bischofs und die entsprechenden Gebete den dazu gewählten Menschen befähigt, seines heiligen Amtes in der Kirche zu walten.

Frage: Wozu befähigt die Priesterweihe den Priester.

Antwort: Sie befähigt ihn, die Göttliche Liturgie zu feiern, die Sakramente zu spenden und das Wort Gottes zu predigen.

Frage: Wie wurde das Sakrament der Priesterweihe eingesetzt?

Antwort : Die Priesterweihe wurde durch Jesus Christus mit den Worten gestiftet: "Wie der Vater mich gesandt hat, so sende ich euch. Nehmet hin den Hl. Geist. Wem ihr die Sünden erlassen, dem sind sie erlassen und wem ihr die Sünden behaltet, dem sind sie behalten." (Joh. 20, 21-23).

Frage: Wieviel Stufen der Priesterweihe gibt es?

Antwort: Drei: Diakon, Priester, Bischof und zwei Vorstufen: Vorleser und Hypodiakon.

Frage: Was bedeuten die Bezeichnungen: Patriarch, Metropolit, Erzbischof, Archimandrit, Erzpriester und andere?

Antwort: Diese Titel bezeichnen entweder Ämter oder sie sind Ehrentitel. Erzpriester und Erzdiakon sind reine Ehrentitel.

Frage: Wie nennt man die Angehörigen der drei Weihestufen?

Antwort: Man nennt sie: der Klerus oder: die Geistlichkeit.

Frage: Wem gehört in der Kirche das Lehramt?

Antwort: Das eigentliche Lehramt besitzt nur der Bischof. Dieser kann aber seine Priester und sogar Laien aus seiner Diözese mit dem Lehramt betrauen, was er auch immer tut.

Frage: Wer vollzieht die Priesterweihe?

Antwort: Die Priesterweihe darf nur von einem Bischof vollzogen werden.

Frage: Dürfen die Mitglieder des orthodoxen Klerus heiraten?

Antwort: Nur vor ihrer Weihe. Nach der Weihe dürfen sie es nicht mehr, auch wenn sie Witwer werden. Die Bischöfe jedoch sollen ledig oder Witwer sein und dem Mönchsstand angehören.

Frage: Wozu sind verheiratete Priester und Diakone verpflichtet?

Antwort: Sie sind verpflichtet, eine vorbildliche Ehe zu führen und ihre Kinder christlich zu erziehen, da sie ein Vorbild für ihre Gemeinde sein sollen.

Jahr:
1975
Orignalsprache:
Deutsch
Herausgegeben:
Orthodoxe Katechese, Offsetdruckerei Stiller, 7141 Adlingen, München. 1975