Predigt zum Heiligen und Hohen Donnerstag (Lk. 22:1-39/Orthros/; 1. Kor. 11:23-32; kombinierte Lesung: Mt. 26:1-20; Joh. 13:3-17; Mt. 26:21-39; Lk. 22:43-45; Mt. 26:40 - 27:2/Liturgie/; zur Fußwaschung: Joh. 13:1-11; nach der Fußwaschung: Joh. 13:12-17)

Liebe Brüder und Schwestern,

 

in diesen Tagen durchleben wir die ergreifendsten Momente des Kirchenjahres. Gestern den Beginn der Passion des Herrn durch die Vereinbarung des Verrats zwischen Judas und den Hohenpriestern, heute - das Mystische Abendmahl mit der vorhergehenden Demutsgeste der Fußwaschung, das Gebet der Agonie und die Umsetzung des zuvor gefassten verräterischen Plans des Judas mit der Festnahme im Garten Gethsemane. Und wieder lassen wir das Fastentriodion sprechen:

 

Aposticha in der Hesperinos / Liturgie des heiligen Basilios des Großen*):

 

"Schon läuft das Synedrion der Juden zusammen, um den Bildner und Schöpfer aller dem Pilatus zu überliefern. O, diese Frevler, o, diese Ungläubigen! Man bereitet sich vor, Den, Der da kommen wird, die Lebenden und die Toten zu richten, vor das Gericht zu stellen; Derjenige, Der die Leiden heilt, wird zu den Leiden vorbereitet. Herr, Langmütiger, groß ist Deine Gnade. Ehre sei Dir".

 

"Judas, der Frevler, der beim Mahle seine Hand in die Schale mit Dir eintauchte, streckte die Hände aus, um die Silberlinge zu empfangen; der den Preis für das Myronöl erwog, entsetzte sich nicht, Dich, den Unschätzbaren, zu verkaufen. Der die Füße hinhielt, dass man sie wasche, küsste arglistig den Gebieter, um Ihn den Frevlern zu verraten; stieß sich aus dem Chor der Apostel aus; hat er auch dann die dreißig Silberlinge weggeworfen, so hat er von Deiner Auferstehung nicht gewusst: durch sie erbarme Dich unser".

 

"Judas, der Verräter, voll Arglist, verriet mit arglistigem Kusse den Erlöser, den Herrn; und den Gebieter aller verkaufte er wie einen Sklaven den Juden; wie ein Lamm zum Schlachten, so folgte das Lamm Gottes, der Sohn des Vaters, der einzig Erbarmungsvolle".

 

"Judas, der Knecht und der Arglistige, der Jünger und der Verräter, der Freund und der Teufel, ward an den Werken erkannt. Denn er folgte dem Lehrer und sann gegen Ihn Verrat, indem er bei sich selbst sprach: Ich werde Diesen verraten und das gesammelte Vermögen erhalten. Er suchte aus das Myron zu verkaufen und Jesus durch List in die Gewalt zu bekommen. Er gab den Kuss und übergab Christus. Und wie ein Lamm zur Schlachtbank, so folgte Dieser, der einzig Barmherzige und Menschenliebende".

 

"Das Lamm, das Isaja verkündete, schreitet zum freiwilligen Schlachten; und die Schultern gab Er den Wunden, die Wangen den Backenstreichen, das Antlitz wandte Er nicht ab von der Schande des Bespeiens; zum schimpflichen Tode wird Er verurteilt. Alles nimmt der Sündlose willig auf Sich, um allen die Auferstehung von den Toten zu schenken".

 

"Judas ist fürwahr ein Spross der Nattern, die das Manna in der Wüste aßen und wider den Ernährer murrten. Denn als noch Speise in ihrem Munde war, lästerten sie Gott, die Undankbaren. Und dieser Gottlose trug das himmlische Brot im Munde, verübte Verrat wider den Erlöser. O, der unersättlichen Gesinnung und der unmenschlichen Kühnheit. Den Ernährer verkaufte er. Der, den der Herr liebt, übergibt den Gebieter in den Tod. Wahrlich, der Frevler ist ein Sohn jener (Gottlosen), und mit ihnen erbte er das Verderben. Aber verschone uns, Herr, von solcher Unmenschlichkeit, Einziger in Langmut Unvergleichlicher".

 

Aus dem Kanon der kleinen Komplet (7. Ode):

 

"Die Tafel ist geschmückt, das Pas´cha ist Dir bereitet worden, wie Du, Christus es gesagt hast; aber Judas sinnt über den Verrat nach, und er, der mit Dir war, willigt aus Geldgier in den Preis ein".

 

"Christus steht vom Mahle auf, umgürtet freiwillig mit dem Linnentuch die Lenden und neigt Seinen Nacken, als Petrus zu Ihm ruft: ´Niemals wirst Du meine Füße waschen; doch wasche mich ganz`".

 

"Judas, der arglistige Jünger, nahm das Brot für den Verrat in seine Hände, mit denen er an Dir den Verrat verübte, streckte seine Füße aus, die Du Selbst gewaschen und mit dem Linnentuch getrocknet hast".

 

"Judas gab Dir den arglistigen Kuss mit den Lippen, die er öffnete, um Deinen Leib, o Wort, unwürdig zu berühren, indem er Dir zurief: ´Sei gegrüßt (freue Dich), Meister`. Wehe dem einen, der küsst und verrät, es ist der Knecht und der  Arglistige". Amen.

 

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*) "Der Gottesdienst am Heiligen und Hohen Donnerstag". Zusammengestellt und übersetzt von H.H. Erzpriester Dimitrij Igantiev. Kloster des Hl. Hiob von Pocaev, München 1991.

Jahr:
2018
Orignalsprache:
Deutsch