Predigt zum 9. Herrentag nach Pfingsten (1. Kor 3: 9-17; Mt. 14: 22-34) (06.08.2017)

Liebe Brüder und Schwestern,

 

heute wollen wir uns ausführlich mit der im Kalender angezeigten Epistellesung befassen. Der hl. Apostel Paulus schreibt an die Korinther: "(...) Wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld, Gottes Bau. Der Gnade Gottes entsprechend, die mir geschenkt wurde, habe ich wie ein guter Baumeister den Grund gelegt; ein anderer baut darauf weiter. Aber jeder soll darauf achten, wie er weiterbaut. Denn einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist: Jesus Christus. Ob aber jemand auf dem Grund mit Gold, Silber, kostbaren Steinen, mit Holz, Heu oder Stroh weiterbaut: das Werk eines jeden wird offenbar werden; jener Tag wird es sichtbar machen, weil es im Feuer offenbart wird. Das Feuer wird prüfen, was das Werk eines jeden taugt. Hält das stand, was er aufgebaut hat, so empfängt er Lohn. Brennt es nieder, dann muss er den Verlust tragen. Er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durch Feuer hindurch. Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Wer den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben. Denn Gottes Tempel ist heilig, und der seid ihr" (1. Kor. 3: 9-17).

Die ersten Mitarbeiter Gottes im Neuen Testament waren die Apostel, die das Fundament für Gottes Werk in dieser Welt gelegt haben - die Kirche. Ihre Nachfolger sollen nun darauf weiterbauen, dabei aber achten, wie sie weiterbauen. Es gibt bei diesem göttlichen Hausbau keinen anderen Grund als den, der gelegt ist: unseren Herrn Jesus Christus. Viel zu oft betrachten wir die Dinge mit weltlichen Augen, bewundern (oder beneiden) prominente Magnaten, Musiker, Schauspieler, Künstler und Sportler für ihr Lebenswerk (s. Ps. 36: 1, 8; vgl. Joh. 7: 24;  8: 15). Aber ihre und unsere Lebensleistung  werden an jenem Tage offenbar, an dem das Feuer prüft, was diese Werke vor Gott taugen. Hält das Werk stand, empfängt der Mensch seinen Lohn: ist es aus wertvollem Material errichtet, wird es durch Gottes Gnade wie Gold oder Silber im Feuer gereinigt; ist es aus minderwertigem Material, brennt es nieder wie Holz, Heu oder Stroh. Jeder hat sein Maß an individuellen Kapazitäten zugeteilt bekommen (s. Mt. 25: 15). So kann der Eine ein Imperium errichten, epochale soziale und politische Reformen einleiten - und doch bei Gottes Gericht leer ausgehen, weil er nicht auf dem Fundament gebaut hat, das vorgegeben war. Ein Anderer hat im irdischen Sinne nichts Großartiges vollbracht, dafür aber seine Kinder in der Furcht Gottes erzogen und somit etwas Bleibendes errichtet, wofür er den gerechten Lohn erhalten wird. Wie sind aber dann in diesem Kontext die Worte zu vertehen: Brennt das Werk eines Menschen nieder, "dann muss er den Verlust tragen. Er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durch Feuer hindurch"?!.. Ist es nun gut oder schlecht für ihn, dass er selbst gerettet wird, dieweil sein Werk jedoch zum Raub der Flammen geworden ist??!.. Wir wissen nur: "Die Urteile des Herrn sind wahr, gerechtfertigt alle zusammen" (Ps. 18: 10) und: "Es liebt der Herr Barmherzigkeit und Recht, vom Erbarmen des Herrn ist die Erde erfüllt" (Ps. 32: 5). Dies bedeutet: Gott irrt nicht in Seinem Richten, Er ist auch nicht unbarmherzig. Er hat den Menschen als Sein Abbild erschaffen - Ausdruck der Barmherzigkeit und des Rechts des Herrn. Der Mensch ist somit ontologisch unsterblich, was wiederum Ausdruck des allumfassenden Erbarmens Gottes ist. - Aber stellen wir uns nun einen  Oligarchen vor, der einen Palast voll mit den erlesensten Kunstschätzen der Welt besitzt, die er während seiner gesamten geschäftlichen Laufbahn gesammelt hat. Sie sind sein ganzer Stolz, sein Ein und Alles. Mit ihnen protzt er genüsslich vor der Welt. Doch eines Nachts brennt alles nieder und nur er selbst entkommt der Feuersbrunst... Ist das nun gut oder schlecht für ihn? - Einerseits gut, denn das Wichtigste - sein Leben - ist ihm geblieben, andererseits aber auch schlecht, denn all das, was für ihn wertvoll war, ist nun dahin. Hätte er aber wie Hiob die Liebe zu Gott als größten Schatz bewahrt, würde er nun sagen: "Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen; gelobt sei der Name des Herrn" (Hiob 1: 21). Er würde ungeachtet des Verlustes glücklich sein. Denn Hiobs Treue zu Gott wurde im wahrsten Sinne des Wortes im Feuer geprüft - und er bestand, wie vor ihm Abraham, diesen Test (s. Gen. 22: 12). Auch unser imaginärer Krösus erhielt von Gott alle Voraussetzungen zur Erlangung der Seligkeit, aber er verschmähte die Liebe Gottes. Nun wird ihm diese Liebe selbst zum Verhängnis. Aber nicht Gott ist schuld an seinem Leid, sondern nur er selbst.

Wie manche Leute dann noch meinen, ohne irgendwelche Bemühungen ihrerseits "Gott im Herzen" zu haben, erschließt sich mir beim besten Willen nicht. Ach, wenn sie wenigstens ein Mal das Neue Testament lesen würden...

Diese Prüfung steht auch uns, und zwar Allen (!), bevor! Ausschlaggebend sind nicht äußere Werke oder die formale Gesinnung, denn "nicht jeder, der zu Mir sagt: ´Herr! Herr!`, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen Meines Vaters im Himmel erfüllt" (Mt. 7: 21). Das bedeutet, dass auch wir, "Gottes Mitarbeiter", uns tunlichst vor Selbstgerechtigkeit hüten sollten. Ich kann z.B. Kirchen bauen und Klöster gründen, Tausende taufen und Millionen zum Glauben bekehren - wenn ich dabei aber nicht auf dem kirchlichen Grund baue, der von den Aposteln gelegt worden ist, wird das alles nicht vor dem Richterstuhl Christi bestehen können. Besagte Dinge kann man ja auch zum Ruhm seiner selbst statt Gott zur Ehr´ vollbringen... Gott bewahre!!!

Die Kirche Christi gibt mir die Gewährleistung dafür, dass ich durch die heiligen Mysterien selbst zum heiligen Tempel Gottes werde. Das ist der beste "Brandschutz" gegen jegliches Ungemach - ein Schutz, dessen Gültigkeitsdauer auch über das allerletzte Datum der Weltgeschichte hinaus Bestand hat. Amen.

Jahr:
2017
Orignalsprache:
Deutsch