Predigt zum Thomas-Sonntag (Anti-Paskha) Trauungsliturgie in der Hl.-Isidorgemeinde (Apg. 5: 12-20; Eph. 5: 21-33; Joh. 20: 19-31; Joh. 2: 1-11) (23.04.2017)

Liebe Brüder und Schwestern, liebes Brautpaar, heute haben wir das heutzutage immer noch seltene Glück, dem Mysterium der Krönung während der Göttlichen Liturgie in unserer Gemeinde beizuwohnen. Da die Krönung in die Liturgie integriert ist, werden neben den üblichen Tageslesungen auch die Lesungen aus dem Ritus der Eheschließung eingefügt. Die hierfür vorgesehene Perikope vom Wunder der Umwandlung des Wassers in Wein bei der Hochzeit in Kana, das nur bei Johannes Erwähnung findet, ist eine verborgene Anleitung für das christliche Eheleben und für das Miteinander von Christen allgemein. Die Ehe zwischen Mann und Frau ist von Gott gewollt (s. Gen. 2: 24), sie steht unter dem Schutz von Gottes Gesetz (s. Ex. 20: 14; vgl. Hebr. 13: 4) und ist nun durch die Anwesenheit von Gottes Sohn in Kana geheiligt und geehrt worden. Wie die sieben Tage in der Woche, so ist die Ehe seit jeher fester Bestandteil sämtlicher Kulturen und Zivilisationen. Das Fundament einer jeden Ehe ist (im Normalfall) die natürliche gegenseitige Zuneigung zwischen Mann und Frau. So ist es, wie nicht schwer zu erkennen ist, auch im vorliegenden Fall. Allerdings, was lehrt uns die heutige Lesung? - Diese irdische, menschliche Liebe ist eine endliche Ressource, wie auch der Wein bei der Hochzeit zu Kana in Galiläa zur Neige gegangen ist. Beispiele hierfür gibt es mehr als genug. Niemand will das, aber es passiert immer wieder, dass vormals unsterblich ineinander Verliebte irgendwann einander gleichgültig geworden sind bzw. bisweilen nur noch blanken Hass und Verachtung füreinander empfinden. Doch was bietet uns die Kirche als Gegenmittel an? - Wie Christus in Kana "auf den Plan tritt", so will Er auch jeder christlichen Ehe beistehen. Er will, dass das irdische Dasein, wofür das Wasser als Grundstock für alles Leben steht, in den "Wein" der göttlichen Gnade verwandelt wird. Das Wasser befindet sich in sechs steinernen Krügen. Die Sechs ist Sinnbild der Tage der Schöpfung ohne den Sabbat, also der Tage, an denen Gott schöpferisch gewirkt hat, bevor Er von Seinen Werken zu ruhen begann (s. Gen. 2: 2); die Sechs symbolisiert also das alltägliche Leben des Menschen, das ohne den siebten, von Gott besonders geheiligten Tag (s. Ex. 20: 8-11) für immer menschliches Stückwerk bleibt. Sechs bedeutet trügerische Vollkommenheit ohne Gott, Sieben bedeutet gesegnete Vollkommenheit mit Gott. Das Zeichen in Kana zu Galiläa (das übrigens Sinnbild für die heidnischen Länder ist - s. Jes. 8: 23; Mt. 4: 15) am dritten Tag Seiner Mission war das erste von sieben Wundern, die der Herr im Johannes-Evangelium vollbringt (vgl. 4: 46-54; 5: 1-15; 6: 1-14; 6: 15-21; 9: 1-41; 11: 38-44). Am Anfang steht die Drei als Vorandeutung der Auferstehung am dritten Tag; am Ende der Kette steht die Erweckung (bzw. Auferstehung) des Lazarus als symbolische Vollendung des Heilswerks Gottes. Das Wunderwerk Gottes beginnt also mit der Ehe und endet mit der Auferstehung! Wir Erdgeborenen sollen uns nach Gottes Willen in diesen Zyklus einfügen. Nur mit dem Ziel der Erlangung des ewigen Lebens durch die Auferstehung von den Toten in Christus ist die Gemeinschaft von Mann und Frau von Gott gesegnet. Doch wie können wir das Wasser der tagtäglichen Mühsal in den Wein der göttlichen Freude (vgl. Ps. 103: 15) umwandeln? - Durch ein Leben mit Christus! Denn wenn wir nur nach den Gesetzen der Natur leben, werden unsere Ressourcen aufgebraucht werden. Mit den uns stärkenden Mysterien der Kirche und durch die Befolgung des Gebots der aufopfernden Nächstenliebe (s. Mt. 20: 26-27; Mk. 10: 43-44; Röm. 15: 1; Gal. 6: 2) können auch wir Normalsterbliche die Gesetzte der Natur überwinden und aus anwachsenden Prüfungen und gesteigerten Anforderungen gestärkt hervorgehen. Die Gefolgschaft Christi ist ja ein leichtes und angenehmes Joch, das uns Ruhe für unsere Herzen verschaffen wird (s. Mt. 11: 28-30). Die Gebote Gottes bedeuten die wahre Freiheit im Heiligen Geist (s. 2. Kor. 3: 17), Der nur durch einen freien Willensakt und niemals gegen unseren Willen wirksam wird. Freiheit bedeutet aber Verantwortung und Pflichtbewusstsein. Wer sich freiwillig für die Nachfolge Christi entschieden hat (durch das Mysterium der Taufe oder durch das Mönchsgelübde), der hat sich verpflichtet, ein Leben in Christo zu führen; wer sich freiwillig an seinen Ehepartner bindet, der hat sich verpflichtet, diesen ein Leben lang zu lieben, zu ehren, zu beschützen und zu unterstützen. Ähnlich verhält es sich vom Prinzip her beim Amtseid von Staatsdienern oder beim Gelöbnis von Soldaten. Da ist kein Zwang, sondern eine notwendige, aus Überzeugung und aus freien Stücken geleistete aber verbindliche Treuebekundung, quasi die Bekräftigung dessen, was man sich in der Tiefe seines Herzens vorgenommen hat. Alle anderen Formen von "Freiheit" entbehren dieser Grundlage und sind folglich Machwerk des Widersachers. Umsturz, Ehebruch, Ungehorsam und Treulosigkeit jedweder Art stellen immer einen Verrat an der von Gott eingesetzten Ordnung dar, selbst wenn man tausend Gründe zur Rechtfertigung solcher Taten vorbringen würde. Die Folgen sind immer tragisch und grauenvoll; das versprochene Glück bleibt illusorisch. Irdisches und himmlisches Glück sind eng miteinander verbunden. Beide hängen von ihrem Wesen her nicht von äußeren Faktoren (Gesundheit, Reichtum, Macht, Ansehen, Erfolg) ab. Dieses Glück kann man sich dadurch "verdienen", dass man Liebe und Treue zu Gott und dem Eheparter bewahrt, so dass jede noch so aussichtslose Notsituation zum Ausgangspunkt der wunderbaren göttlichen Gnade wird - so geschehen zu Kana in Galiläa. Amen.
Jahr:
2017
Orignalsprache:
Deutsch

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