Predigt zum 4. Herrentag nach Pfingsten (Röm. 6:18-23; Mt. 8:5-13) (18.07.2021)

Liebe Brüder und Schwestern, heute beschäftigt uns wieder der Hauptmann von Kafarnaum. Wir lasen heute bei Matthäus, welches die Parallelstelle zu Lk. 7:1-10 ist, wo allerdings der Hauptmann nicht persönlich zu unserem Herrn kommt, sondern die jüdischen Ältesten entsendet und Ihn durch sie zunächst bittet, in sein Haus zu kommen und seinen kranken Diener zu heilen, sich dann aber, als der Herr sich schon unweit seines Domizils befindet, für unwürdig erachtet, dass der Herr unter das Dach seines Hauses tritt. Die zweite Version (des Lukas) ist m.E. die genauere Wiedergabe (u.a. basierend auf der Darstellung des hl. Theophan des Klausners); der Evangelist Matthäus wird diese Begebenheit als Augenzeuge wahrscheinlich von der Sache her detailgetreu geschildert haben, ohne aber auf die äußeren Umstände einzugehen. Dies tat für ihn der Evangelist Lukas, der freilich kein Augenzeuge war. Er wollte aber die Liebe des römischen Hauptmanns für das jüdische Volk und seine Hochachtung vor dessen Glauben besonders hervorheben (s. Lk. 7:4-5). Wie dem auch sei, der Hauptmann versetzt sogar den Herrn in Staunen: „Nicht einmal in Israel habe ich einen solchen Glauben gefunden“ (Lk. 7:9; vgl. Mt. 7:10). Da stellt sich für uns die Frage: was war ursächlich für solch einen starken Glauben? Antwort: Demut! Und das führt uns zu der Erkenntnis, dass sie – die Demut – die Grundlage für unser Glaubensleben, also für unsere Beziehung zu Gott ist. Ohne sie kann man zwar an Gott „glauben“, aber keine lebendige Kommunikation mit Ihm aufbauen (s. Jak. 4:6; 1 Petr. 5:5; vgl. Spr. 3:34). Demut äußerst sich letztlich durch Taten, nicht durch Gesten. Man kann durch aus der Zeit gefallene Kleidung, durch bescheiden anmutende Rhetorik und durch frommen Augenaufschlag Demut vorgaukeln, dabei aber nur seinen Willen und seinen Standpunkt als den einzig richtigen betrachten. In Wahrheit ist dies nur eine hochmütige Pseudo-Demut. Der Herr Jesus Christus hingegen war Gott gleich, „hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern Er entäußerte Sich und wurde wie ein Sklave, und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; Er erniedrigte Sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz“ (Phil. 2:6-8). Seine Mutter ahmte diesen unbedingten Gehorsam nach (s. Lk. 1:38; 2:35). Johannes der Täufer stellte sich ausnahmslos in den Dienst des Herrn, auch dann, als seine eigenen Jünger neidisch auf Jesus wurden (s. Joh. 3:26-35). Und das ist der Maßstab für uns! Das christliche Leben beruht auf Unterordnung aus freien Stücken (s. Eph. 5:21ff; vgl. Kol. 3:18 – 4:1). Die kirchliche Ordnung kennt keine Unterjochung, das christliche Modell setzt auf freiwilligen Gehorsam nach dem Vorbild des Herrn Jesu Christi (s. Joh. 10:17-19). Es herrscht hierbei kein Despotismus, sondern gegenseitige Achtung, Fürsorge und Liebe. Mann und Frau sind vor Gott gleich, ohne jede Frage (s. Gen. 1:27). Die Frau hat folglich die Wahl: entweder sie erweist ihrem Mann den Respekt, ordnet sich ihm freiwillig unter – dann steht sie in der Nachfolge Christi; oder sie richtet sich nach zeitgenössischen gesellschaftlichen Parametern. Dann ist sie sicher eine „moderne“ Frau, aber Gottes Gunst verweilt nicht auf ihr. Die Erfahrung lehrt ja, dass ein weiser Mann immer auf eine demütige Frau hört (und zwar freiwillig – nicht aus Resignation und Kapitulation vor dem Starrsinn der Frau), er sich also mit ihr berät, bevor er letztlich die (gemeinsame) Entscheidung trifft. Eine andere Art der familiären Entscheidungsfindung ist Gott zuwider (s. Gen. 3:17; vgl. Spr. 11:22). Und selig die Kinder, die nach dem Vorbild des Herrn ihre Eltern ehren! Sie werden von Gott gesegnet und bei den Menschen angesehen sein (s. Ex. 20:12; Dtn. 5:16; vgl. Lk. 2:51-52). Auch Kleriker werden durch die hierarchische Struktur der Kirche nicht unterdrückt, sondern erweisen ihren Bischöfen bereitwillig den Gehorsam. Die Kirche auf Erden ist das Ebenbild der himmlischen Kirche, die ebenfalls nach dem hierarchischen Prinzip gegründet ist. Vor langer Zeit war, als die Menschen noch gottesfürchtig waren, auch die Ehrfurcht vor dem Gesalbten Gottes (s. 1 Kön. 2:10,35; 12:3,5; 16:6; 24:7,11; 26:9,16; 2 Kön. 1:14; 19:22; 22:51; 2 Chr. 6:42; Ps. 2:2; 17:51; 19:7; 27:8; 83:10; 88:39,52; 131:10,17) eine selbstverständliche Tugend für freie Bürger eines christlichen Kaiserreichs (s. 1 Petr. 2:16-17). Lang, lang ist´s her!.. Für mich ergibt sich aus dem Gesagten nur Eines: wenn wir wollen, dass unser gesellschaftliches Leben wieder in geordnete Bahnen gerät, sollten wir unser persönliches Leben wieder nach den Geboten Christi ausrichten. Alles andere als ein Leben nach dem Geist Christi (s. Joh. 3:6; Röm. 8:1-17; Gal. 5:13-26) ist eine lächerliche Karikatur der von Gott gegebenen Freiheit als Seine Kinder! Der beste Ort und die beste Zeit zur Verwirklichung dieser Kindesschaft Gottes ist die Kirche und die Göttliche Liturgie. Es ist das größte Geschenk Gottes an uns alle. Hier können wir wahrhaftig an der Gottheit teilhaben. Oh, wenn wir nur wüssten, was uns beim Gericht Gottes erwartet, wenn alle Gedanken der Menschen offengelegt werden (s. Lk. 2:35)! Wir würden eingedenk dieser Schrecknisse allen um den Hals fallen, sie küssen und auf Knien um Verzeihung bitten, damit auch wir Vergebung vor dem furchtbaren Richterstuhl Christi erlangen. Das ist das Allerwichtigste in unserem Leben! Es ist das Ziel all unserer Bestrebungen. Aber wer führt uns auf diesen Weg, wer öffnet unsere geistlichen Augen für diese absolute Realität, wenn nicht die Kirche, die wir über alles lieben sollten und der wir unendlichen Dank schulden?! Verbleiben wir also nicht in dieser todbringenden surrealen Gedankenwelt und unternehmen alles Menschenmögliche, damit auch unsere Kinder mit Gottes Hilfe der Sogwirkung des Hades entrissen werden. Amen.
Jahr:
2021
Orignalsprache:
Deutsch