Predigt zum Lazarus-Samstag (Hebr. 12:28-13:8; Joh. 11:1-45) (20.04.2019)

Liebe Brüder und Schwestern,

seit dem gestrigen Tag ist die vierzigtägige Zeit der Vorbereitung vorüber, nun beginnt die Woche der Wahrheit. Erste Etappe auf dem finalen Weg der Erlösung der Menschen durch unseren Herrn Jesus Christus ist die Auferweckung des Lazarus. Bisher vermied es der Herr zumeist, Wunder mit der Absicht zu vollbringen, Ungläubige und Zweifelnde zur Einsicht zu bringen. Zu gut weiß Er, dass Ihm die Massen nicht wegen der Zeichen folgen, sondern wegen des schnöden Nutzens Seiner Wunderkraft (s. Joh. 6:26). Angesichts der Verhärtung ihrer Herzen kann Er auch noch so viele Zeichen wirken, ohne dass die Menschen (s. Mt. 12:38-42; Mk. 8:11-12; Lk. 11:29-32) sich ändern werden.

Doch dieses Mal ist es offensichtlich, dass die Auferweckung des bereits der Verwesung anheimgefallenen Lazarus vor allen Leuten so geplant war (s. Joh. 11:15). Wann, wenn nicht jetzt, sollen die Jünger und nach ihnen das Volk und danach die Welt begreifen, dass Jesus Christus kein gewöhnlicher Lehrer (s. Mt. 19:16; Mk. 10:17; Lk. 18.18), nicht bloß ein Prophet (s. Mt. 16:14, Joh. 4:19; 9:17) und auch kein irdischer Herrscher ist (s. Mt. 20:21; Mk. 10:17; Joh. 1:49), sondern „der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes“ (s. Mt. 16:16)?! Er ist „der Erste und der Letzte und der Lebendige“ (Offb. 1:17b-18a). Durch die Befreiung des Lazarus aus dem Scheol zeigt Er, dass Er den Schlüssel zum Tod und der Unterwelt hat, dass Er der Überwinder des Todes ist und das Leben in Ewigkeit in Seinen Händen hält (s. Offb. 1:18). Wäre dem nicht so, müsste man das ganze darauffolgende Geschehen – den Einzug in Jerusalem, den Verrat durch Judas, das Mystische Abendmahl, das Gebet im Garten Gethsemane, die Gefangennahme, das Verhör, die Geißelung, die Verurteilung und Kreuzigung, den Tod und die Grabesruhe – lediglich als zeitgeschichtliche Ereignisse abtun, die in unserer Zeit wohl für einen mehrtägigen Medienhype gesorgt hätten, die aber für den Lauf der Geschichte keinerlei Bedeutung gehabt hätten. So aber sind diese Ereignisse von unendlicher, kosmischer, ewiger Tragweite, vor allem wichtiger als alle Pläne, die die Menschen im Zusammenhang mit der Gestaltung ihres Freizeitvergnügens in diesen Tagen schmieden. Die Gefahr ist nämlich groß, aufgrund der eigenen Lauheit des Herzens angesichts dieses göttlichen Wunders am Ende auf der falschen Seite zu stehen. Denn trotz des von tausenden Menschen bezeugten Wunders des Herrn wollen Ihn Seine Feinde jetzt erst recht töten (s. Joh. 11:53). Sie hören mit den Ohren, und verstehen doch nicht; sie sehen mit den Augen, und erkennen doch nicht (s. Jes. 6:9; vgl. Mt. 13:14; Mk. 4:12; Lk. 8:10)! Welch eine Verstocktheit der Herzen!.. Einmalig, unbegreiflich, unwiederholbar?.. Aber die Begleitumstände der Auferweckung des Lazarus von den Toten wiederholen sich seither tagtäglich. Ich habe persönlich welche sagen hören, sie würden ja an Gott glauben, an die Auferstehung, an ein Leben danach, wenn sie ein Wunder „live“ miterleben würden. Wunder gibt es genug – sogar zu bestimmten Tagen des Kirchenjahres im Heiligen Land, wo Wunder auch heute noch zur Normalität gehören – aber das Problem jener Glaubensunfähigkeit (bzw. der Weigerung, zu glauben) betrifft nicht den Verstand, sondern das Herz. Ein guter Mensch will, dass es Gott gibt und dass es für alles eine gerechte Vergeltung gibt, während ein böser Mensch an eben dieser endgültigen Gerechtigkeit – verständlicherweise – kein Interesse hat. Und „so werden alle, die in der Gemeinschaft mit Christus Jesus ein frommes Leben führen wollen, verfolgt werden“ (2 Tim. 3:12). Was wollen die Nicht-Glauben-Wollenden denn noch?!.. Dass Gott auf Erden erscheint und sagt: „Hallo, hier bin Ich!“?.. - Aber Gott erschien doch auf Erden, bezeugte durch unzählige Wunder Seine göttliche Macht, „hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern Er entäußerte Sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; Er erniedrigte Sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz“ (Phil. 2:6-9). Mit anderen Worten, durch den Tod am Kreuz übertraf Er das bisher vorherrschende Gottesbild vermittels Seiner unendlichen Liebe und Demut zu Seinen gefallenen Geschöpfen sogar. All das geschah öffentlich und wurde nach Seiner Auffahrt in die Himmel in aller Welt nicht mithilfe von Feuer und Schwert verkündigt, sondern bekräftigt durch weitere zahllose Zeichen, die Er geschehen ließ (s. Mk. 16:20). Gottes Werk vollzieht sich offenbar (s. Mt 26:55; Joh. 18:20; Eph. 5:11-14), der Feind dagegen wirkt im verborgenen (s. 2 Thess. 2:7). Das  unfassbar Tragische besteht doch darin, dass die, welche die fleischgewordene Liebe ans Kreuz schlagen ließen, bestens wussten, Wen sie da anstelle eines Mörders dem Tod übergaben! Denn hätten sie Christus nur aus verblendeter Unwissenheit als Verführer abgelehnt, hätten Sie Ihn nach der expliziten Aufforderung des Pilatus auch liebend gerne selbst abgeurteilt und getötet – was sie aber ablehnten (s. Joh. 18:31). Also war ihnen bewusst, dass sie niemand anderen als den von Gott verheißenen Messias an Pilatus auslieferten. Der römische Statthalter verfügte nicht über ihr Wissen (s. Joh. 19:11) und war sich demnach der ganzen Tragweite auch seines schändlichen Vorgehens nicht voll bewusst. Es war grotesk: Pilatus wusch sich die Hände in Unschuld (s. Mt. 27:24), während die Hohepriester und Schriftgelehrten gerade die Schuld auf ihn abwälzten. Pilatus sollte (unbewusst) die Verantwortung als Gottesmörder auf sich nehmen, damit sie reingewaschen würden. Glaubten sie wirklich, sie könnten durch diesen Winkelzug ihr Gewissen beruhigen?!.. Mit innerer Logik hat das fürwahr nichts mehr zu tun. Aber so ist es immer, wenn man auf Seiten des Satans steht, und nicht auf Seiten Gottes. Eine Grauzone existiert nicht. So offenbart sich in den jetzt beginnenden heiligen Tagen, auf welcher Seite jeder von uns steht. Amen.

Jahr:
2019
Orignalsprache:
Deutsch

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