Orthodoxer Katechismus IV: Vom Christlichen Leben

1. Vom christlichen Leben

Frage: Kann ein Christ dadurch vom ewigen Tode gerettet werden, dass er an Christus glaubt, regelmäßig die Kirche besucht, aber sonst so lebt, wie es ihm eben einfällt?

Antwort: Keinesfalls, denn es spricht der Herr: "Es werden nicht alle, die zu mir sagen "Herr, Herr", in das Himmelreich eingehen, sondern die den Willen meines Vaters im Himmel tun" (Matth. 7, 12).

Frage: Nach welchen Lebensregeln soll ein Christ leben, um auf Erden vor Unheil und nach dem Tode vor ewigem Leid gerettet zu werden?

Antwort: Nach den Zehn Geboten, die Gott, der Herr durch den Propheten Moses gegeben hat und nach den Geboten und Weisungen Christi.

2. Die Zehn Gebote

Frage: Wie lauten die Zehn Gebote?

Antwort: Sie lauten:

Erstes Gebot: Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst außer mir keine anderen Götter haben.

Zweites Gebot: Du sollst dir keine Götzen machen, Götzen nicht anbeten und ihnen nicht dienen.

Drittes Gebot: Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht unnütz gebrauchen.

Viertes Gebot: Gedenke des Ruhetags, dass du ihn heiligst. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes.

Fünftes Gebot: Ehre deinen Vater und deine Mutter, auf dass es dir wohl gehe und du lange lebst im Lande, das dir der Herr gibt.

Sechstes Gebot: Du sollst nicht töten.

Siebentes Gebot: Du sollst nicht die Ehe brechen.

Achtes Gebot: Du sollst nicht stehlen.

Neuntes Gebot: Du sollst kein falsches Zeugnis gegen deinen Nächsten ablegen.

Zehntes Gebot: Lass dir nicht gelüsten nach deines Nächsten Haus. Lass dir nicht gelüsten nach deines Nächsten Weib noch nach all dem, was deinem Nächsten gehört.

Frage: Wie teilen sich die Zehn Gebote ein?

Antwort: Die ersten vier betreffen unsere Beziehungen zu Gott, die folgenden sechs unsere Beziehungen zu unserem Nächsten, das heißt zu den Mitmenschen.

3. Die Zehn Gebote und die Lehre Christi

Frage: Wie verhalten sich die Zehn Gebote zu der Lehre Christi?

Antwort: Die Zehn Gebote kann man mit einer Fibel oder einem Lesebuch für die 1.Klasse der Volksschule vergleichen, die Lehre Christi aber mit einem Lehrbuch für Studenten. Man kann nicht studieren, wenn man nicht lesen und schreiben gelernt hat, aber es genügt nicht, lesen und schreiben zu können, um ein Studium anzutreten. Die Zehn Gebote sind also die Grundlage der Christlichen Lehre und die Lehre Christi ist wie ein Haus, das auf dieser Grundlage aufgebaut wurde.

Frage: Sind also die Zehn Gebote überholt und sollen sie abgeschafft werden?

Antwort: Nein. Sie können ebenso wenig abgeschafft werden wie das Alphabet. Aber der Herr Jesus Christus hat sie erweitert.

4. Die Lehre Christi

Frage: Worin besteht die Lehre Christi?

Antwort: Sie wird in folgenden zwei Hauptgeboten zusammengefasst: I. Du sollst Gott, deinen Herren, lieben von deinem ganzen Herzen, von deiner ganzen Seele, mit deinem ganzen Verstand und mit deiner ganzen Kraft; II. Und deinen Nächsten wie sich selbst

Christus sagt dazu: "An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten".

Frage: Wie ist das zu verstehen?

Antwort: Das erste Hauptgebot fasst die vier ersten Gebote des Alten Testaments zusammen, das zweite Hauptgebot die übrigen sechs. Die Zehn Gebote und die Seligpreisungen sind nur Erläuterungen zu diesen Hauptgeboten.

Frage: Was heißt: den Nächsten wie sich selbst lieben?

Antwort: Christus sagt dazu: "Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch. Das ist das Gesetz und die Propheten" (Matth. 7, 12). Dazu gehört auch, was die Apostel seiner Zeit den Heiden, die das Christentum angenommen hatten, geschrieben haben: "und tut den anderen das nicht, was ihr nicht wollt, das man euch tut".

Frage: Wie heißt diese Anweisung im Volksmund?

Antwort: "Was du nicht willst, das man dir tu', das füg' auch keinem anderen zu".

5. Die Zehn Gebote in christl. Auslegung. Die Teufelslaster

Frage: Wie legt die christliche Lehre das erste Gebot aus?

Antwort: Dass Gott immer an die erste Stelle gesetzt werden soll.

Frage: Wer sündigt gegen das erste Gebot?

Antwort: Wer wegen eines menschlichen Vorteils Gott gleichsam zur Seite schiebt; wer beispielsweise die Kirche versäumt, weil er aussdl1afen will; wer am Sonntag arbeitet, weil er zusätzlich verdienen will; wer sich schämt, öffentlich seinen Glauben zu bekennen.

Frage: Wie legt die christliche Lehre das zweite Gebot aus?

Antwort: Es ist nicht erlaubt, sich einen Ersatz für den wahren Gott zu schaffen, sich also etwa einen Talisman zuzulegen, der vor Unheil schützen oder Glück bringen soll. Jeder Aberglaube ist ein Verstoß gegen das zweite Gebot.

Frage: Ist das Verehren von Ikonen eine Sünde gegen das zweite Gebot?

Antwort: Nein, weil ja nicht das Holz und die Farbe verehrt werden sollen, sondern die dargestellte Person. Die Ikonen sind geweiht und deshalb bezieht sich unsere Verehrung vor allem auf den, von dem die Weihe stammt, also auf Gott.

Frage: Wie legt die christliche Lehre das dritte Gebot aus?

Antwort: Wer gedankenlos den Namen Gottes ausspricht, versündigt sich gegen dieses Gebot. Jedes Spötteln über Gott und die Heiligen, insbesondere auch über die Jungfrau Maria, ist eine Sünde gegen das dritte Gebot.

Frage: Wie legt die christliche Lehre das vierte Gebot aus?

Antwort: Nach dem vierten Gebot ist jede bezahlte Arbeit und jede schwere Arbeit überhaupt, an Sonn- und kirchlichen Feiertagen verboten. Wenn man wegen einer Arbeit den Kirchenbesuch versäumt, ist die Sünde gegen das vierte Gebot besonders schwer.

Frage: Sündigt gegen das vierte Gebot ein Arzt, der am Sonntag einen Patienten behandelt, bzw. ein Feuerwehrmann, der ein Feuer bekämpft, bzw. ein Zugschaffner, bzw. ein Polizist, der am Sonntag Dienst tut?

Antwort: Nein; das ist Notdienst. Notdienst ist auch an Sonn- und Feiertagen erlaubt. Das hat der Herr Jesus ausdrücklich gesagt.

Frage: Gibt es außer Verboten für den Sonntag auch ein Gebot?

Antwort: Geboten ist an Sonn- und Feiertagen der Besuch des Gottesdienstes.

Frage: Wozu gehen wir in die Kirche?

Antwort: Wir gehen in die Kirche: 1. um Gott zu ehren und Ihm unsere Liebe zu erweisen; 2. um Gott zu danken für das, was Er im Laufe der vergangenen Woche für uns getan hat; 3. um Abbitte zu tun für alles, was wir in der vergangenen Woche Unrechtes getan haben; 4. um Gottes Segen in der kommenden Woche für uns und unsere Angehörigen zu erbitten; 5. um teilzunehmen an der Fürbitte, die in der Kirche für die Notleidenden, Kranken und Verstorbenen geleistet wird.

Durch diese Teilnahme dürfen wir erwarten, dass unsere Gemeinde auch für uns beten wird, wenn wir es nötig haben.

Frage: Was ist uns an Sonn- und Feiertagen besonders empfohlen?

Antwort: Werke der Nächstenliebe, z. B. Kranke oder vereinsamte Menschen zu besuchen und Ähnliches.

Frage: Wie legt die christliche Lehre das fünfte Gebot aus?

Antwort: Das fünfte Gebot meint nicht nur den leiblichen Vater und die leibliche Mutter, sondern gebietet, die älteren Menschen zu achten und ihnen, wenn es nötig ist, zu helfen. Auch Lehrer sind damit gemeint.

Frage: Was für besondere Pflichten hat ein Kind den Eltern gegenüber?

Antwort: Es soll für seine verstorbenen Großeltern, Eltern, und Geschwister beten, und zwar sein ganzes Leben lang.

Frage: Wie legt die christliche Lehre das sechste Gebot aus?

Antwort : Sünde gegen das sechste Gebot ist nicht nur das Töten eines Menschen und der Selbstmord, sondern auch der Hass, die Bosheit, auch die Gefährdung der anderen (z. B. wenn man unvorsichtig fährt oder einem Verunglückten die Hilfe verweigert) und überhaupt jede böse Tat. Der Herr Jesus hat gelehrt, dass auch das Beleidigen eines Menschen eine Sünde gegen das sechste Gebot ist. Auch Tierquälerei ist eine Sünde gegen das sechste Gebot.

Frage: Welche ist die schwerste Sünde gegen das sechste Gebot?

Antwort : Es ist der Selbstmord. Ein Selbstmörder kann das Seelenheil nicht erlangen. Er hat durch seine Tat sich selbst verdammt. Deshalb betet die Kirche für seine Seele nicht.

Frage: Warum nicht?

Antwort: Mord ist Mord. Ob man einen anderen oder sich selbst ermordet hat, hat man doch Menschenmord begangen. Herr über Leben und Tod ist aber Gott allein, nicht der Mensch.

Frage: Wenn Gott auch die ganz schweren Sünden vergeben kann, wieso heißt es, dass die Selbstmörder verdammt sind?

Antwort: Gott vergibt nur solchen Menschen, die ihre Sünde Bereuen, zu Ihm um Vergebung beten und gerne alles tun möchten, um das Getane wenigstens einigermaßen auszugleichen. Aber wann soll ein Selbstmörder seine Tat bereuen und abbitten, wenn er ja im selben Augenblick stirbt oder zumindest das Bewusstsein halb oder ganz verliert? Nun wissen wir, dass das ewige Schicksal des Menschen im Augenblick des Todes besiegelt wird: Ist er im Glauben an Gott, in der Liebe zu Ihm und in der Hoffnung auf Vergebung gestorben und hat seine Sünden bereut, dann entwickelt sich seine Seele im Jenseits so, dass sie immer reiner und schöner wird, bis sie zuletzt die himmlische Seligkeit erreicht. Stirbt aber ein Mensch als verstockter Sünder, d.h. ohne seine Sünden aufrichtig bereut und um Vergebung gebetet zu haben, oder mit Hass oder Verzweiflung im Herzen (Verzweiflung ist ja auch eine schwere Sünde), dann entwickelt sich seine Seele eben in dieser Richtung, also in Richtung der Hölle (ewiger Qual). Eine Möglichkeit der Umkehr gibt es ja nachdem Tod nicht mehr.

Frage: Darf ein Mensch auch dann nicht Selbstmord begehen, wenn er unheilbar krank geworden ist und dadurch sich und seine Angehörigen zur Last wird?

Antwort: Auch dann darf er es nicht, Gott meint es mit seinen Kindern gut und will keinen Menschen quälen. Wenn Er jemanden leiden lässt, so weiß Er, warum. Im Gleichnis vom "Reichen Mann und Armen Lazarus" zeigt uns der Herr Jesus, wie ein Mensch, der unvermeidliches Leiden in Geduld trägt, sich schon dadurch die himmlische Seligkeit erwirbt. Angehörige, die das Pflegen des Kranken als "unerträgliche Last" empfinden, sollten ebenfalls an dieses Gleichnis denken.

Frage: Wird immer jeder Selbstmörder verdammt? Gibt es keine Ausnahmen?

Antwort: Es gibt Ausnahmen. Wenn jemand in geistige Umnachtung (als Geisteskranker) oder unter Zwang oder bei benebeltem Bewusstsein Selbstmord verübt hat, dann gilt er nicht als verdammt und die Kirche betet für ihn und beerdigt ihn christlich.

Frage: Welche Sünde ist vor Gott ebenso schwer wie Mord?

Antwort: Es ist, wenn man jemanden zum Mord oder Selbstmord verleitet hat.

Frage: Welche Sünde ist dem Selbstmord ähnlich, wenngleich nicht so schwer?

Antwort: Wenn man bewusst seiner Gesundheit schweren Schaden verursacht, z. B durch Trunksucht oder Einnahme von Rauschgift.

Frage: Gibt es noch eine weitere Sünde gegen das sechste Gebot?

Antwort: Ja. Die Schadenfreude.

Frage: Wie legt die christliche Lehre das siebente Gebot aus?

Antwort: Das siebente Gebot verbietet alle Sünden gegen die Treue in der Ehe, auch gegen die Keuschheit und Reinheit der Seele. Schmutzige Witze, Schamlosigkeit und alle Taten, deren man sich schämen würde, sie den Eltern zu erzählen.

Frage: Wie legt die christliche Lehre das achte Gebot aus?

Antwort: Das achte Gebot verbietet, sich zu Unrecht fremdes Eigentum und Geld anzueignen und gestohlenes Gut zu erwerben oder zu verstecken. Dazu gehört auch das mutwillige Nichtbezahlen von Schulden, das Verkaufen von nicht abgezahlten Sachen, Leihen gegen Wucherzinsen, Nichtabliefern von Fundsachen, Unterschlagen von fremden Geldern und ähnliches.

Frage: Gibt es eine besonders schwere Sünde gegen das achte Gebot?

Antwort: Solche Menschen zu bestehlen, zu betrügen oder zu benachteiligen, die sich nicht dagegen wehren können, wie z. B. alte Leute, Kinder usw.

Frage: Wie legt die christliche Lehre das neunte Gebot aus?

Antwort: Das neunte Gebot verbietet die Verleumdung, die Lüge, den Betrug und alle Sünden, die mit Lüge, Betrug oder Verleumdung zusammenhängen. Es verbietet auch die üble Nachrede.

Frage: Was ist "Verleumdung"?

Antwort: Wenn man über einen Menschen unwahre böse Behauptungen macht, die seinem Ansehen, seinem Ruf und seiner Ehre schaden.

Frage: Was ist üble Nachrede?

Antwort: Wenn man über einen Menschen Böses behauptet und dadurch seinem Ansehen, seinem Ruf und seiner Ehre schadet, auch wenn es wahr sein könnte. Man darf überhaupt nicht über andere ohne wichtigen Grund abfällig sprechen.

Frage: Ist es eine Sünde, wenn man vor einem Übeltäter warnt?

Antwort: Das ist keine Sünde, sondern im Gegenteil ein Werk der Nächstenliebe. Das gilt aber nur, wenn man ganz genau weiß, dass der Mensch, vor dem man warnt, wirklich böse Absichten hat.

Frage: Wie legt die christliche Lehre das zehnte Gebot aus?

Antwort: Durch das zehnte Gebot wird jede Art von Neid und alles, was auf Neid zurückzuführen ist, verboten.

Frage: Kannst du Beispiele angeben?

Antwort: Wenn man aus Neid jemandem etwas Böses tut oder wünscht, wenn man einen anderen herabsetzt, um sich selbst hervorzuheben, dann sündigt man gegen das zehnte Gebot.

Frage: Kann man gleichzeitig gegen zwei Gebote sündigen?

Antwort: Ja. Wenn man z.B. durch Betrug Geld erschwindelt, sündigt man gleichzeitig gegen das achte und das neunte Gebot. Wenn man Eltern oder Lehrer anlügt, dann sündigt man gleichzeitig gegen das fünfte und das neunte Gebot.

6. Die Teufelslaster

Frage: Was bezeichnen wir als Teufelslaster?

Antwort: Hochmut, Hass, Lüge und Schadenfreude.

Frage: Warum nennt man sie so?

Antwort: Weil dies die Grundeigenschaften des Teufels sind.

Frage: Worin unterscheiden sich diese Laster von anderen?

Antwort: Sie sind rein geistige Laster, die der Seele auch nach dem Tode anhaften, wenn sie während des Lebens nicht ausgemerzt werden. Sie ziehen dann die Seele in die Hölle herab.

Frage: Wie kann man sich von diesen Lastern befreien?

Antwort: Man befreit sich von ihnen, wenn man sich fleißig bemüht, mit der Hilfe Gottes dagegen anzukämpfen. Um diese Hilfe soll man beten, dann bekommt man sie immer.

Hochmut vertilgt man durch Demut, Hass durch Liebe und Freundlichkeit, Lüge durch Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit, Schadenfreude durch Mitleid und Hilfsbereitschaft.

Frage: Was heißt "seine Feinde lieben"?

Antwort: Man soll ihnen nicht Verdammnis, sondern Seelenheil wünschen. Damit dient man ja auch sich selbst, denn ins Himmelreich können diese Feinde nur kommen, wenn sie aufhören, böse zu sein. Wenn sie aber nicht mehr böse sind, dann sind sie auch keine Feinde mehr.

Frage: Was ist das beste Mittel, einen Feind endgültig los zu werden?

Antwort: Ihn sich zum Freunde zu machen.

7. Die Seligpreisungen

Frage: Was versteht man unter "Seligpreisungen?"

Antwort: Das sind neun Anweisungen Christi, die den Weg zur Seligkeit zeigen.

Frage: Was bedeutet der Ausdruck "Seligkeit?"

Antwort: Er bedeutet einen Zustand des Glücklichseins und der Freude.

Frage: Wie lautet die erste Seligpreisung?

Antwort: Selig sind die Armen im Geiste, denn das Himmelreich ist ihrer.

Frage: Was bedeutet der Ausdruck "Armen im Geiste?"

Antwort: Damit sind die gemeint, die wissen» dass alles, was sie sind, alles, was sie haben und können, von Gott kommt und ein Geschenk der väterlichen Liebe Gottes ist. Wenn wir leicht lernen, dann deshalb, weil Gott uns Klugheit gegeben hat und wenn wir schwer begreifen, so brauchen wir Gott nur aufrichtig um Erleuchtung zu bitten. Er wird dann unseren Verstand lernfähig machen. Unsere Freude darüber wird umso größer sein.

Frage: Weshalb wird von den Armen im Geiste gesagt, "das Himmelreich ist ihrer"?

Antwort: Wenn ich weiß, dass alles Gute, was mir zukommt, von Gott stammt, dann fühle ich, dass Er wie ein Vater zu mir ist, und ich liebe Ihn als meinen himmlischen Vater, Wer seinen Vater wirklich lieb hat, der tut alles, um ihm Freude zu machen und ihn nicht zu verärgern. Wenn wir uns Gott gegenüber so verhalten, dann kommen wir ins Himmelreich.

Frage: Wie lautet die zweite Seligpreisung?

Antwort: Selig sind die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.

Frage: Welche "Trauernden" sind da gemeint? Sind es solche, die immer jammern und unzufrieden sind?

Antwort: Keinesfalls. Immer Jammernde und Unzufriedene sind Gott und den Menschen ein Greuel.

Frage: Von welchen Trauernden ist hier also die Rede?

Antwort: Von solchen, die ihre eigenen und anderer Menschen Sünden betrauern. Sie sind das Gegenteil von Menschen, die sich sagen, "Ich bin halt so, ich kann mich nicht ändern". Solche Menschen trauern nicht über ihre Sünden. Auch wer sich laut über die Sünden eines anderen empört, hat keinen Anteil an dieser Seligpreisung.

Frage: Was verspricht Jesus Christus den Trauernden?

Antwort: Dass sie getröstet werden. Und das gilt auch von solchen, die einen lieben Verstorbenen betrauern. Auch sie werden getröstet werden, weil sie ihn im Himmel wiedersehen werden, wenn sie immer für ihn gebetet haben.

Frage: Wie lautet die dritte Seligpreisung?

Antwort: Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich ererben.

Frage: Was versteht man unter einem "sanftmütigen" Menschen?

Antwort: Einen Menschen, der nicht aufbrausend, gewalttätig und rechthaberisch, sondern geduldig und freundlich ist.

Frage: Warum heißt es, "sie werden das Erdreich besitzen"?

Antwort: Das ist eine Prophetie, die sich noch zu erfüllen hat. Es ist aber bekannt, dass die Sanftmütigen mehr ausrichten als solche, die mit Gewalt die Welt erobern wollen und dann doch im Elend untergehen, wie Napoleon oder Hitler. Jesus Christus war der sanftmütigste unter allen Menschen, und doch hat Er durch seine Lehre und sein Beispiel sich Millionen von Menschen untertänig gemacht.

Frage: Wie lautet die vierte Seligpreisung?

Antwort: Selig sind, die hungern und dursten nach der Gerechtigkeit, denn sie werden gesättigt werden.

Frage: Was heißt "hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit"?

Antwort: Damit sind Menschen gemeint, die eine Ungerechtigkeit einfach nicht ertragen können, gleichgültig, wen die Ungerechtigkeit trifft. Selbst ihren schlimmsten Feinden gegenüber empfindet sie eine Ungerechtigkeit als unerträglich. Ein solcher Mensch wird keinem recht geben, der nicht recht hat und auch seinem Feinde nicht unrecht gebe, wenn er recht hat.

Frage: Wie nennt Christus solche Menschen?

Antwort: Er nennt sie "selig", also "glücklich", weil sie eines Tages sehen werden, wie Gott jedes Unrecht ausgleicht.

Frage: Wie lautet die fünfte Seligpreisung?

Antwort:Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.

Frage: Was ist "Barmherzigkeit"?

Antwort: Das ist, wenn man sich der Notleidenden erbarmt und ihnen mit allen Mitteln zu helfen versucht.

Barmherzig ist auch, wer für die Fehler der anderen Entschuldigungen sucht, wie es die Verteidiger im Gericht für ihre Mandanten (= Auftraggeber oder "Schutzbefohlenen") tun.

Frage: Was ist das Gegenteil von Barmherzigkeit?

Antwort: Hartherzigkeit. Hartherzig sind solche Menschen, die meinen, die Not der anderen gehe sie nichts an und die ihre Nächsten verurteilen, ohne Entschuldigungen für ihre Fehler zu suchen. Noch schlimmer sind Menschen, die für die guten Taten des Nächsten ungute Gründe suchen

Frage: Wie teilt man die Werke der Barmherzigkeit ein?

Antwort: In Werke der äußeren und der geistlichen Barmherzigkeit. Äußere Werke der Barmherzigkeit sind: Hilfe für Notleidende, für Verunglückte und überhaupt alles, was man tun kann, um einem Menschen in einer Notlage zu helfen. Geistliche Werke der Barmherzigkeit sind, wenn man der Seele des Nächsten hilft, z.B. wenn man jemanden von einer bösen Tat abhält, oder ihm einen guten Rat gibt, oder wenn man jemanden, der am Glauben zweifelt, belehrt, auch wenn man für andere betet, wenn man Unrecht verzeiht oder sich mit einem Feind versöhnt.

Frage: Wie soll man sich verhalten, wenn uns jemand um Geld bittet, von dem wir wissen, dass er es missbrauchen - z.B. vertrinken oder verspielen wird?

Antwort: Solche Bitten soll man unbedingt abschlagen, denn sonst macht man sich mitschuldig, nicht nur an der Sünde selbst, sondern auch an ihren Folgen, so z. B. wenn er betrunken seine Frau und seine Kinder schlägt oder wenn er durch Spielschulden Leid über seine Familie bringt.

Frage: Was verspricht der Herr Jesus den Barmherzigen?

Antwort: Er verspricht ihnen, dass Gott ebenso barmherzig zu ihnen sein wird, wie sie zu anderen waren. Christus hat gesagt, dass Gott uns so richten wird, wie wir die anderen gerichtet haben. Wenn wir die Fehler unserer Nächsten entschuldigen, wird Gott auch uns unsere Sünden verzeihen.

Frage: Soll man deswegen dem Bösen gegenüber gleichgültig sein?

Antwort: Nein. Die Sünde und böse Taten soll man hassen und verwerfen, aber den Sünder nicht hassen, sondern hoffen, dass er bekehrt wird und aufhört, Böses zu tun. Manche tun Böses nur aus Unkenntnis. Solche Menschen soll man belehren.

Frage: Wie lautet die sechste Seligpreisung?

Antwort: Sie lautet: Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.

Frage: Was bedeutet "reinen Herzens" sein?

Antwort: Das heißt: das Gute lieben und das Böse hassen, wenn alles Schmutzige und Hässliche verabscheuen, das Schöne, Saubere und Liebe suchen. Wer sich so verhält, beginnt Gott immer mehr zu lieben und sich vom Bösen und somit vom Teufel immer stärker abzuwenden. Wenn der Mensch so eingestellt ist, dann befolgt er die Gebote Gottes nicht unter Zwang, sondern findet es viel schöner, Gott zu dienen, als sich vom Teufel verführen zu lassen.

Frage: Was verspricht Jesus Christus denen, die "reinen Herzens" sind?

Antwort: Er verspricht, dass sie Gott schauen werden.

Frage: Wie kann man Gott schauen?

Antwort: Während des Lebens auf der Erde bemerkt man deutlich Gottes Wirken. Man bemerkt es bei der Naturbeobachtung und am eigenen Leben. Nach dem Tode aber werden die, die reinen Herzens sind, Gott im Himmelreich so sehen können, wie wir auf Erden die Menschen um uns sehen. Sie werden dann vieles verstehen, was sie auf Erden nicht verstehen können.

Frage: Wie lautet die siebente Seligpreisung?

Antwort: Selig sind die Friedensstifter, denn sie werden Gottes Kinder heißen.

Frage: Was ist ein "Friedensstifter"?

Antwort: Das ist ein Mensch, der es versucht, Leute, die in Feindschaft leben, zu versöhnen und der alles tut, um zu Hause, in der Schule, am Arbeitsplatz und in jedem Verein, dem er angehört, Frieden zu erhalten oder zu schaffen.

Frage: Darf man "um des lieben Friedens willen" Unrecht zulassen, wenn man es verhindern könnte?

Antwort: Nein, denn man würde sich des Unrechts mitschuldig machen. Aber man soll das Unrecht nicht durch Zank und Streit bekämpfen, sondern so freundlich wie möglich sein. Auf diese Weise erreicht man auch am meisten.

Frage: Ist es gegen das Friedensgebot, wenn man beispielsweise Menschen anzeigt, die Kinder oder Tiere misshandeln?

Antwort : Nein! Wenn man es nicht tut, macht man sich mitschuldig. Allerdings bevor man jemanden anzeigt, soll man versuchen, durch Zureden das Unrecht zu verhindern.

Frage: Was soll man tun, wenn man nicht recht weiß, wie man sich in einem solchen Fall verhalten soll?

Antwort: Man soll sich fragen: "Was würde ich am liebsten von anderen erwarten, wenn mir solch ein Unrecht geschehen würde?" Und dann soll man das tun, was man am liebsten für sich erwartet hätte. Dann kann man nichts Falsches tun.

Frage: Wieso kann man da nichts Falsches tun?

Antwort: Weil Jesus Christus geboten hat: "Was ihr wollt, dass euch die Leute tun, das tut ihnen auch" (Luk.6, 31, Matth.7, 12).

Frage: Was verspricht der Herr den Friedensstiftern?

Antwort: Dass sie sollen Gottes Kinder heißen. Wenn sie Frieden stiften, haben sie getan, was Christus ihnen vorgemacht hat. Wer aber Gottes Sohn nacheifert, den betrachtet Gott Vater als besonders liebes Kind,

Frage: Wie lautet die achte Seligpreisung?

Antwort: Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Himmelreich.

Frage: Was bedeutet: "um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden"?

Antwort: Wer bei einer bösen Tat oder einer gottwidrigen Handlung nicht mitmachen will und deshalb verfolgt wird, der ist hier gemeint.

Frage: Kannst du Beispiele nennen?

Antwort: Ein Schüler wird gehänselt und beschimpft, weil er einen bösen Streich nicht mitmachen will, oder er wird ausgelacht, weil er zu Hause seinen Eltern geholfen hat, statt mit Kameraden ins Kino zu gehen. Ein junger Mann wird bedroht, weil er bei einem Diebstahl nicht mitmachen will.

Frage: Was wird den um der Gerechtigkeit willen Verfolgten versprochen?

Antwort: Dass das Himmelreich ihrer ist, dass sie also, wenn sie sich immer um Gerechtigkeit bemühen und dabei niemals nachlassen, die ewige Seligkeit erlangen.

Frage: Wie lautet die neunte Seligpreisung?

Antwort: Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Böses wider euch, wenn sie damit lügen. Seid fröhlich und vergnügt, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln.

Frage: Bedeutet die Seligpreisung nicht das gleiche wie die vorhergehende?

Antwort: Nein, hier handelt es sich insbesondere um die Leiden, die man um Christi willen auf sich nimmt.

Frage: Wer ist mit dieser Seligpreisung gemeint?

Antwort: Die Märtyrer und die Bekenner.

Frage: Was ist ein "Märtyrer"?

Antwort: Das ist ein Mensch, der wegen seines Glaubens den Tod erleidet. Die höchste Form des Martyriums ist es, wenn jemand, der sich durch Ableugnung seines Glaubens retten könnte, sich lieber das Leben nehmen lasst, als sich von seinem Glauben loszusagen.

Frage: Woher kommt das Wort "Märtyrer"?

Antwort: Es kommt aus dem Griechischen "martyr" heißt "Zeuge".

Frage: Warum nennt man die Glaubenshelden "Zeugen"?

Antwort: Weil sich niemand für etwas Erlogenes oder etwas nicht Gutes töten lassen wird.

Frage: Gibt es heute noch christliche Märtyrer?

Antwort: Ja, es gibt sie auch heute, wie es sie immer gegeben hat. Christenverfolgungen gibt es immer wieder.

Frage: Was bedeutet das Wort "Bekenner"?

Antwort: Ein Bekenner ist ein Mensch, der seines Glaubens wegen dulden muss, aber lieber leidet, als seinen Glauben zu verleugnen.

Frage: Kannst du Beispiele anführen?

Antwort: Es gibt Länder, in denen Menschen wegen ihrer Glaubenstreue schwere Leiden erdulden müssen, ihre Freiheit verlieren und harte Fronarbeit verrichten müssen. Aber auch ein Schüler, der wegen seines Glaubens verspottet wird, sich ihn aber nicht nehmen lässt, ist ein Bekenner.

Frage: Wie soll sich ein Mensch verhalten, der seines Glaubens wegen leiden muss?

Antwort: Er soll sich darüber freuen, weil ihm höchster Lohn dafür im Himmel verheißen ist. Dem Märtyrer und dem Bekenner ist die größte Hilfe Gottes sicher. Manche Märtyrer haben durch die Hilfe Gottes auch die größten Leiden mit Geduld ertragen können.

Frage: Darf man absichtlich die Feinde des Glaubens reizen, damit sie uns Leiden zufügen und uns so zu Bekennern bzw. Märtyrern machen?

Antwort: Nein, das darf man nicht, denn Gott allein weiß, von wem er Martyrium oder Bekennertum verlangen darf. Von wem er es verlangt, dem gibt er auch die Kraft dazu. Wer aber absichtlich Feinde des Glaubens herausfordert, der verleitet diese zu einer schweren Sünde, also sündigt selbst.

Die Wichtigkeit der Seligpreisungen.

Wer die Seligpreisungen nicht beachtet, kann seine Seele nicht retten. Kann ein eingebildeter Mensch, der sich mit seinem Besitz oder mit seinem Können vor anderen brüstet und sie verachtet, in den Genuss der himmlischen Seligkeit kommen?

Gewiss nicht. Auch wer sich um das Unrecht, das anderen angetan wird, nicht kümmert, oder einer, der hartherzig ist oder ein Raufbold, wird die Seligkeit nicht erlangen. Ein Mensch, der sich davor schämt, seinen Glauben mutig zu bekennen, sondern feige schweigt, wenn sein Glaube angegriffen oder verlacht wird, kann auch nicht selig werden, denn für Feiglinge ist kein Platz im Himmelreich. Aus diesen Gründen ist es sehr wichtig, die Seligpreisungen zu kennen und sich genau nach ihnen zu richten.

Jahr:
1975
Orignalsprache:
Deutsch
Herausgegeben:
Orthodoxe Katechese, Offsetdruckerei Stiller, 7141 Adlingen, München. 1975