Mt 15,21-28 (10.2.2019)

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

das heutige Evangelium (Mt 15,21-28) thematisiert die Beharrlichkeit im Glauben und die Demut im Bitten. Dabei ist es eine Kanaaniterin, deren Glaube am Schluss als ein großer Glaube beschrieben wird. Das heutige Evangelium ermutigt auch uns, bei dem möglichen Schweigen Gottes, uns nicht zurückzuziehen, sondern umso beharrlicher Gott in Demut zu bitten.

Als Jesus vor der Begegnung mit der kanaanäischen Frau das Speisegebot aufgehoben hatte (Mt 15,17-20), zog er sich aus dem jüdischen Gebiet in das Gebiet von Tyrus und Sidon zurück. Markus berichtet davon, dass er verborgen bleiben wollte. (vgl. Mk 7,24) Doch dazu kam es nicht. Denn als Jesus das Gebiet der Juden verlassen hatte, machte sich eine kanaanäische Frau aus ihrem Gebiet auf, um Jesus zu begegnen. Unsere Kirchenväter deuten diese Frau auf die Kirche, welche ihr heidnisches Gebiet verließ, um Christus, welcher soeben das jüdische Land verlassen hatte, zu treffen. Und so treffen sich die Frau und Jesus zwischen diesen beiden Gebieten und die kanaanäische Frau ruft aus: „Herr, du Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ (V.22) In der Bitte für sich selbst, bittet die Frau auch für ihre Tochter, welche von einem Dämon besessen war. (V.22)

Angesichts der vielen Heilungen Jesu wäre nun zu erwarten, dass er den Wunsch der Frau erfüllte, um sich ihrer zu erbarmen. Doch zu unserem Erstaunen würdigt Jesus sie keines einzigen Wortes. (V.23) Die rührenden Worte dieser bittenden Frau verlaufen scheinbar ins Leere. Ihr Kommen und ihre Liebe zu ihrem Kind scheinen unbeachtet zu bleiben. So greifen die Jünger sich ein Herz und versuchen ihren Herrn zu erweichen, indem sie ihn darum bitten die Frau gehen zu lassen.

Doch auf das Schweigen setzt Jesus nun noch eins drauf, indem er seinen Jüngern antworte: „Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israels.“ (V.24) Welch eine Zurückweisung! Welch ein Schmerz, den die Umstehenden Leute im Mitgefühl für diese fremde Frau haben mussten. Wie häufig verkriecht sich bei so einer Grenzziehung unser Glaube und unser Gebet verstummt. Ein Weg scheint aussichtslos, ein Leiden unheilbar, eine Last zu schwer, Menschen zu verschlossen, Gott zu weit entfernt. Wie leicht entsteht dabei der Gedanke: „Gut für den, dem der Glaube an Gott und die Kirche etwas helfen. Aber so etwas ist nichts für mich. Ich kann einfach nicht mehr glauben. Angesichts des Leidens kann ich nicht mehr weiterbeten.“

Wenn ein solcher Zweifel aufsteigt und sich eine Traurigkeit über unsere Verlassenheit in uns breit macht, dann dürfen wir nicht aufhören zu beten. Denn auch die kanaanäische Frau, welche zu Beginn von weitem hinter Jesus herrief, wagt es bei dieser Abweisung näher zu kommen und an Jesus heranzutreten. Sie zieht sich nicht zurück, sondern wirft sich Jesus zu Füßen und ruft: „Herr, hilf mir!“

Doch trotz ihrer Beharrlichkeit folgt auf das Schweigen Jesu und die erste Abweisung eine zweite Abweisung. So antwortet Jesus auf die Bitte, dass es nicht recht sei, dass man den Kindern ihr Brot nehme und es den Hunden vorwerfe. (V.26) Drei Mal wurde die Frau nun nicht erhört. Aber welch großer Glaube, dass die Frau sich nicht abwendet, sondern auf den Worten Jesu ihre Antwort aufbaut. Sie nimmt die Erniedrigung Jesu an und bezeichnet sich selbst als Hund. Aber gerade darum, weil selbst den Hunden, die unter dem Tisch sitzen - gerade weil sie dort sitzen - zumindest die Brotkrumen zufallen. In ihrer Demut brauch sie sich nicht als Herr zu Tische zu setzen, sondern es reicht ihr zumindest die Brotkrumen am Boden zu erhalten. (V.27)

Und nach dieser Antwort geschieht es, dass Jesus den Glauben dieser Frau herausstellt, den Er schon von Beginn an gesehen hatte. Vor allen anderen lobt er ihren Glauben als einen großen Glauben. (V.28) Jesus Christus kannte den Glauben der Frau von Beginn an und wollte ihre Beharrlichkeit und Demut herausstellen, indem er so lange sein Erbarmen herauszögerte.

Und so wird der Glaube der Frau zum Schluss damit belohnt, dass ihr Wille geschah (V.28) Denn es war ein Wille, welcher nicht auf sich selbst allein gerichtet war, sondern vor allem ihre Tochter im Blick hatte. Und so wird schließlich ihre Tochter aufgrund von ihrem Glauben geheilt. (V.28)

Möge Christus auch uns die Beharrlichkeit und Demut im Gebet schenken, auf dass unser Glaube auch in Zeiten von Gottes Schweigen und eigener tiefer Rückschläge nicht verloren geht. Dies schenke Gott, welcher Geber aller guten Gabe ist. Denn Ihm gebührt alle Verherrlichung und Ehre, Macht und Anbetung, in alle Ewigkeit. Amin.