Mt 4,12-17 (13.01.2019)

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

  1. Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen

nachdem Johannes der Täufer von Herodes gefangen genommen wurde, fing Jesus an zu predigen und rief aus: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekom-men!“ (Mt 5,17) Anders wie noch Johannes, welcher die selben Worte verwendete und dabei auf Jesus als das Lamm Gottes verwies, kommt uns mit Jesus selbst das Königreich der Himmel nahe. In Jesus bricht ein neues Reich an, eine neue Herrschaft. Schon die übernatürliche Empfängnis Mariens wie auch das Sichtbarwerden Jesu Gottheit in der Taufe deuteten an, dass in Jesus Christus ein neuer König in die Welt eintritt. Er ist König eines ganz anderen Reiches, dem himmlischen Königreich. Daher steht die Anfangspredigt Jesu wie eine Überschrift über seinem Wirken: das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!

  1. Das Himmelreich ist in uns

Doch in welcher Gestalt offenbart sich das Himmelreich und wann kommt es? Dies werden später auch die Pharisäer Jesus fragen und seine Antwort darauf lautet: „Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man‘s beobachten kann; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier ist es!, oder: Da ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist innerhalb von euch.“ (Lk 17,20b-21) In der Taufe ziehen wir Christus an (Gal 3,27) und werden von neuem geboren. In der Taufe ist Christus in uns gelegt worden wie ein kleiner Same, der in sich das Potenzial auf einen großen Baum hat, aber kultiviert, gegossen und gepflegt werden muss. Wächst dieser Same heran, dann ist es möglich, dass wir mit Paulus sagen können: „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ (Gal 2,20) Und wenn wir zu einer wandelnden Ikone Christi geworden sind, ist es auch vor unserem Sterben möglich das Reich Gottes zu sehen. Denn selbst Jesus Christus sprach: „Ich sage euch aber in Wahrheit: Es sind einige unter denen, die hier stehen, die den Tod nicht schmecken werden, bis sie das Reich Gottes gesehen haben.“ (Lk 9,27) Dies konnte Jesus nur daher sagen, weil damals wie heute Menschen Christus in der Taufe nicht nur angezogen haben, sondern auch anbehalten haben.

  1. Der Ort des Schattens in uns

Doch wenn wir von so hohem sprechen wie der Schau Gottes, dann ist es auf der anderen Seite mindestens genauso nötig von dem Gegenteil zu sprechen. Das Gegenteil ist der Ort des Schattens in uns, welcher entsteht, wenn sich etwas zwischen uns und das Licht Christi stellt. Es ist das Einwilligen in schlechte Gedanken, dem Nachgeben von aufkommendem Stolz, von aufkommendem Zorn, von Habgier oder unkeuschen Gedanken. Wenn wir uns in diese Gedanken hineingeben und ihnen folgen, dann führt uns dies an einen Ort der Finsternis. Doch wir dürfen getrost sein, dass wir dort nicht bleiben müssen! Denn das Reich Gottes ist wie ein kleiner Funke, ein kleines Licht in der Finsternis, welches das Potenzial hat die Finsternis zu vertreiben und unserer Inneres zum leuchten zu bringen. (vgl. Mt 13,43) In jedem von uns ist dieses kleine Licht erschienen. Selbst dem noch so sündigsten Menschen erscheint dieses Licht. Denn Christus begann seine Predigt nicht im Tempel in Jerusalem bei den Frommen und Fröhlichen, sondern bei den Verlassenen und in ihrer Dunkelheit Verstrickten. Das Gebiet Sebulon und das Gebiet Naftalie wurden aufgrund ihrer Abkehr von Gott durch die Assyrer ins Exil geführt. (2Kön 15,29) Dort beginnt Jesus sein Wirken. Wenn auch wir durch unsere Gedanken gefangen ins Exil geführt werden, dann dürfen wir darauf hoffen, dass Jesus Christus auch dort an uns zu wirken beginnt. Denn genau dort tritt Jesu als erstes auf. Genau dort hinein spricht er „das Himmelreich ist nahe herbeigekommen“.

  1. Das nahende Himmelreich als Grund zur Umkehr (Buße)

Doch damit das Licht in der Finsternis Raum nehmen kann, braucht es unserer Zustimmung, unserer Einwilligung. Genauso wie wir schlechten Gedanken einwilligen und diese dann Raum in uns ergreifen, so müssen wir auch auf das Anklopfen Gottes an unserem Herzen reagieren. Dies ist der Grund, warum Jesus nicht nur das Herankommende Reich der Himmel ankündigt, sondern auch dazu aufruft Buße zu tun. In der Buße liegt eine Umkehr. Es ist eine Abkehr von der Finsternis, von den falschen Gedanken und Gefühlen, welche uns einnehmen. Und es ist ein Hinwenden zum Licht.

Mögen wir erkennen, dass das himmlische Reich in Christus angebrochen ist und in uns Raum gewinnen will. Mögen wir diesem Reich in uns Raum geben, um schließlich in das Ewige Reich Eintritt zu erhalten. Dies schenke Christus, unser Gott, dem da gebührt alle Verherrlichung, Ehre und Macht in alle Ewigkeit. Amen.