Lk 13,10-17 (9.12.2018)

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

die Apostellesung des heutigen Sonntag spricht davon, dass wir zur Freiheit und nicht zur Knechtschaft der Sünde berufen sind. Wir sind zur Freiheit von dem Gesetz berufen, welche von der Sünde missbraucht wird und den Menschen wie eine Last auf dem Rücken zu Boden drückt. Im Gegensatz zu dem Gesetz Christi, welchem wir in der Freiheit unseres Geistes folgen sollen, steht das Gesetz des Alten Bundes, welches im Buchstaben besteht und durch unsere Leidenschaften zu einer Last und einer untragbaren Bürde wird. Die von dem Teufel geplagte Frau aus der Evangeliumslesung wurde durch einen Geist krank, der sie verkrümmte und sie unfähig machte den Blick zum Himmel zu erheben. Doch in diesen gebeugten Blick - in die Selbstverkrümmung hinein rief unser Herr und Heiland: „Frau, sei frei von deiner Krankheit!“ Und was geschah? Von der Last befreit, von dem Gesetz befreit, von der Sünde befreit, von dem Teufel befreit, richtet sich die Frau auf und ist fähig Christus zu sehen - Gott zu sehen – und ihr Herz öffnet sich zu einem Lobpreis Gottes.

Dieses wunderbare Ereignis geschah an einem Sabbat. Der Sabbat als siebter Tag der Schöpfung ist ein Tag der Ruhe und der Freiheit von irdischen Zwängen. Denn es heißt, dass selbst Gott am siebten Tag der Schöpfung von seinen Werken ruhte. An diesem Ruhetag tritt Christus in das Leben der Frau. Somit wird der Sabbat für sie zu einem Tag der Begegnung mit Christus, unserem Retter und Erlöser, der uns von unseren Sünden und Leidenschaften befreit und vor dessen Herrlichkeit und Macht das Böse nicht Bestand haben kann. Für den Synagogenvorsteher ist der Sabbat ein Gesetz, ein Tag, an dem die Menschen nicht kommen sollen, um sich heilen zu lassen. Für ihn steht die Heilung in Verbindung mit Arbeit. Doch für Christus ist der Sabbat ein Tag der Freiheit, an dem die Heilung der Frau in Verbindung mit ihrem Heil steht.

Dieses wunderbare Ereignis geschah aber auch an einem bestimmten Ort. Es geschah in der Synagoge, während eines Gottesdienstes, als Jesus lehrte. Genauso geschieht eine solche Befreiung durch den Geist Gottes auch in der Kirche, in einem jeden Gottesdienst. Denn während die Frau aus der Evangeliumslesung durch den unreinen Geist zu Boden gedrückt wurde, so beschreibt der Evangelist Lukas zwei Kapitel später eine andere gebückte Frau. Diese Frau hat eines ihrer zehn Silbergroschen verloren und sucht nun mittelt eines Lichtes nach der verlorenen Münze. Diese Geschichte der gebückten, suchenden Frau steht zwischen der Geschichte vom verlorenen Schaf und der vom verlorenen Sohn. Während dabei das eine Mal der gute Hirte, Jesus Christus, das verlorene Schaf sucht, wartet das andere Mal der Vater sehnsüchtig auf seinen verlorenen Sohn.  Die suchende Frau mit Hilfe des Lichtes ist wiederum die Kirche, welche mit Hilfe des Geistes jene verkrümmte und verlorene Frau auch heute noch sucht, einlädt und zu Christus und seinem Vater führen möchte.

Genauso wichtig, wie es für den Ochsen und Esel aus der Evangeliumslesen ist, am Sabbat zur Tränke geführt zu werden, genauso wichtig ist es für uns, dass unsere Seelen zum lebendigen Wasser in Wort und Sakrament geführt werden. Sonntag um Sonntag, Tag für Tag, um schließlich aufgerichtet den Lobpreis Gottes singen zu können. Nutzen wir die Zeit der Vorbereitung auf die Geburt unseres Erlösers, um uns und unsere Leben für die Geburt Christi zu öffnen. Öffnen wir Ihm die Pforte unserer Seele, durch die Er „am Sabbat“ eintreten und uns von den „Fesseln“ unserer Sünden lösen kann, damit auch wir, wie Ochs und Esel, an seiner Krippe stehen und Zeugen des Wunders der Menschwerdung Gottes werden.