Lk 7,11-16 (06.10.2019_3.Lukassonntag)

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

das Evangelium des heutigen Sonntags (Lk 7,11-16) stellt uns wieder die Göttlichkeit Jesu vor Augen und spendet uns die Hoffnung auf die Auferstehung unseres geistlichen Menschen.

So beginnt das Evangelium damit, dass Jesus Christus auf dem Weg in eine Stadt mit Namen Nain ist. (V.11) Nahe ans Stadttor herangekommen, tritt eine Trauergesellschaft aus dem Stadttor heraus. Eine Witwe hatte ihren einzigen Sohn verloren und beweint mit einer großen Menschenmenge den Tod ihres Sohnes. (V.12) Von den Tränen der Mutter bewegt tritt Christus an den Leichenzug heran, berührt den Sarg und spricht zu dem Kind: „Jüngling, ich sage dir, steh auf!“ (V.14) Und das Wunder geschieht und auf das Wort von unserem Herrn hin kehrt der Junge zum Leben zurück, richtet sich auf und wird seiner Mutter zurückgegeben. (V.15)

  1. Erweis der Göttlichkeit Jesu durch die Überbietung von Elia und Elisa

In dieser Begebenheit zeigen sich große Parallelen zu Geschichten, wie wir sie schon aus dem Alten Testament kennen. Dort ist es Elia (1Kön 17,19-22) und Elisa (vgl. 2Kön 4,32-35), welche beide jeweils einer Witwe ihren toten Sohn wieder zum Leben erwecken. Der große Unterschied zeigt sich jedoch darin, dass sowohl Elia als auch Elisa Gott um dieses Wunder anrufen. Christus hingegen spricht in eigener Autorität „Jüngling, ich sage dir, steh auf!“ Durch die Parallele zu den Prophetengrößen des Alten Bundes und deren Überbietung stellt diese Geschichte einen weiteren Erweis der Göttlichkeit Jesu Christi dar. Jesus Christus vom Heiligen Geist aus der Jungfrau Maria in einem Stall geboren, wird nun als großer Prophet besungen, ja sogar ein so großer Prophet, dass er selbst nicht nur Sprachrohr Gottes, sondern selbst Gott ist, durch welchen Gott sein Volk besucht. (V.16, // zu Lk 1,68)

  1. Die Auferweckung unseres geistlichen Menschen und die Fürbitte der Mutter/der Kirche

Gott hat sein Volk besucht. Und dies spendet Leben. Es spendet dem Jüngling neues Leben, welcher schon tot Richtung Grabe getragen wurde. Auch in unserem Leben gibt es Momente, in denen wir geistlich sterben oder schon Tod sind. In solchen Momenten wird unser geistliches Kind in uns zu Grabe getragen und von der Mutter Kirche, unseren Geschwistern im Glauben, unserem Schutzengel und der Schar an Heiligen beweint. Es ist eine Trauer, welche auch mich erfüllt, wenn ich einen Menschen geistlich absterben sehe. Doch Gott sieht diese Tränen, Gott hört diese Gebete und unser Dreifaltiger Gott kann auch dort wieder Leben schenken.

Dies gilt sowohl für die Menschen, für welche wir Fürbitte einlegen und für welche wir Tränen vergießen. Aber dies gilt auch für uns selbst. Wenn wir also nicht mehr können und in unseren Leidenschaften gebunden geistlich zu Grabe getragen werden, dann verzagt nicht! Möge auch die Sünde so schwer sein, dass du mit deinen Bußtränen sie nicht abzuwaschen vermagst. Aber dann flehe zu Gott und vertraue, dass für dich die Mutter, die Kirche, vermittelnd bittet, wie dies auch die Witwen-Mutter für ihren einzigen Sohn tat. Da wir Glieder des Leibes Christi sind und somit Glieder der Kirche sind, so geht der Schmerz durch den ganzen Körper, wenn ein Mensch in den geistlichen Tod gezogen wird. So bittet die Kirche für uns, welche von einem natürlichen geistigen Schmerz ergriffen von Mitleid erfüllt wird. Aber nicht nur die Kirche als Mutter, sondern auch eine große Menge gesellte sich bei dem Trauermarsch hinzu. So dürfen wir darauf vertrauen, dass auch die Heiligen und Engel für uns beten, welche erst dann wieder von Freude erfüllt werden, wenn der geistliche Tote wieder umkehrt und neues Leben erhält.

Und so ist es Christus selbst, welcher durch das Mitgefühl bewegt, sich uns nähert, uns heilt und neues Leben spendet. So ist es Christus, welcher selbst die Trage aus Holz berührte. Christus berührte sie, wie er auch das Holz des Kreuzes berühren sollte, um uns schließlich allen die Vergebung der Sünden und die Auferstehung anzubieten.

Daher möchte ich mit den Worten aus der heutigen Epistel (2Kor 6,1-10) enden: „Als Mitarbeiter aber ermahnen wir euch, dass ihr die Gnade Gottes nicht vergeblich empfangt. Denn er spricht: ‚Ich habe dich zur Zeit der Gnade erhört und habe dich am Tag des Heils geholfen.‘ Siehe jetzt ist die Zeit der Gnade, siehe, jetzt ist der Tag des Heils.“ (V.1-2) So möge auch die Gnade Gottes eure Herzen jeden Tag neu erwecken. Denn ihn wollen wir loben und anbeten, jetzt und immerdar und in alle Ewigkeit. Amin.